Millionen mit NS-Devotionalien

■ Der Münchner Verleger und DVU-Chef Gerhard Frey kann sich teure Wahlkämpfe leisten – er verdient an seiner eigenen Partei

„Es ist wunderbar, daß wir uns nun als viertstärkste Partei gegen enorme Widerstände durchsetzen konnten“, tönte Gerhard Frey, Chef der Deutschen Volksunion (DVU) nach der Bürgerschaftswahl in Hamburg im September letzten Jahres. Seiner Partei fehlten zwar ganze 190 Stimmen, um die Fünfprozenthürde zu überwinden, doch Frey hatte sich innerhalb der rechtsextremen Parteienlandschaft imposant zurückgemeldet.

Nachdem er in Bremen und Schleswig-Holstein seine Wahlerfolge Anfang der 90er Jahre nicht wiederholen konnte, ließ er nun die Konkurrenz aus NPD und „Republikanern“ weit hinter sich. Er stellte erneut unter Beweis, daß ein mit Millionenaufwand betriebener Wahlkampf erfolgreich sein kann.

Was der 65jährige gebürtige Oberpfälzer nun an Materialschlacht in Sachsen-Anhalt praktiziert, hatte er schon 1989 bei den Europawahlen, 1991 in Bremen und ein Jahr später in Schleswig- Holstein vorexerziert. 28 Millionen Postwurfsendungen sollten seine DVU damals ins Europaparlament bringen, doch am Ende gab es nur magere 1,6 Prozent. In Bremen und Schleswig-Holstein ging die Rechnung auf – die DVU zog in die Landesparlamente. Millionenbeträge hatte Frey in Postwurfsendungen, Plakate und Werbespots investiert. Im Zentrum der Agitation standen „Scheinasylanten“, „Fremde“ und „Zigeuner“.

Stets gab die DVU mehr Geld aus, als sie durch Wahlkampfkostenerstattung wieder einnahm. In den Europawahlkampf investierte Frey zwischen 15 und 18 Millionen Mark, zurück bekam er nur 3,7 Millionen. Kein Wunder, daß die DVU im von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth veröffentlichten Rechenschaftsbericht für 1995 einen Schuldenstand von 8,5 Millionen Mark aufwies. Diese Verbindlichkeiten hat die Partei zum Großteil gegenüber ihrem Vorsitzenden, und Frey kassiert dafür rund 600.000 Mark an Zinsen im Jahr.

Seit Gründung der DVU im Januar 1971 ist Frey der alleinige Chef – dank seiner Finanzmacht. Den ersten Schritt machte er 1958. Nachdem er sich von seinem Bruder seinen Anteil an einer geerbten Kaufhauskette auszahlen ließ, kaufte er die Deutsche Soldatenzeitung. Der Grundstock für sein heutiges Presseimperium war gelegt. Vom Chefsessel in München-Pasing dirigiert er nicht nur seine florierenden Wochenzeitungen, sondern auch das Touristikunternehmen „Deutsche Reisen“ und den seiner Frau Regine gehörenden „Freiheitlichen Buch- und Zeitschriftenverlag“. Mit Bänden wie „KZ-Lügen“, Filmen wie „Der Panzerkampf“ und allerlei NS-Devotionalien verdient der Frey-Clan Millionen. Über 100 Mietshäuser in Berlin und München runden das Ganze ab. Harald Neubauer, ehemals Vertrauter von Frey, schätzt das Vermögen des DVU-Chefs auf 500 Millionen Mark.

Politisch nutzten die Millionen Frey zunächst nicht viel. Sein Versuch, 1976 stellvertreteder Bundesvorsitzender der NPD zu werden, scheiterte. 1987 überredete er dann die NPD zu einem Wahlbündnis und zahlte ihr eine Million Mark für deren Kandidaturverzicht bei den Europawahlen 1989. „Gemeinsam sind wir stark“ lautete die Losung, doch nur die DVU profitierte von der Liäson. Die NPD dagegen zerfiel, ihre Schulden stiegen. Im August 1991 war die Zusammenarbeit beendet, beide Parteien streiten um die Führungsposition im rechten Lager. Bernd Siegler