„Tiefster Eindruck in der Seele“

■ Ungewöhnlich: Das Karfreitagskonzert des Bremer Domchores

Ein musikgeschichtlich interessantes Konzert bietet der Domchor am morgigen Karfreitag: Denn die „Quattro pezzi sacri“von Giuseppe Verdi und die „Sieben Worte des Erlösers am Kreuz“von Joseph Haydn sind ebenso berühmt wie selten zu hören.

„So lange es noch irgend geht, will ich diesen Werken eine Chance geben. Anderswo macht man an Karfreitag nur noch Matthäus-Passion oder Brahms-Requiem“, sagt der Domkantor Wolfgang Helbich.

Die sehr schweren „Quattro Pezzi Sacri“sind ein Werk des achtzigjährigen Komponisten, mit Ausnahme des „Requiems“sein einziges geistliches Stück: Formale und harmonische Kühnheiten garantieren eine „kompromißlose und unbeschreibliche Expressivität“, so Wolfgang Helbich. Joseph Haydns „Sieben Worte“bereiten InterpretInnen das Problem, daß es sich um sieben langsame Sätze handelt – mit Ausnahme des Schlußsatzes „Das Erdbeben“. „Aber der Blick in das Manuskript zeigt, daß einige Sätze in alla breve (Zählzeit eine halbe Note, also ein fließendes Tempo, d.R.) geschrieben sind, also doch zumindest ein sehr anziehendes Tempo haben“. Außerdem war der Kontext der Uraufführung natürlich eine Liturgie. Nach den Texten gab es immer eine musikalische Reflexion: So wird es auch in diesem Konzert praktiziert. Haydn selbst schätzte die „sieben Worte“hoch. Sie seien durch seine Komposition „dergestalt ausgedrückt, daß es dem Unerfahrensten den tiefsten Eindruck in seiner Seele erweckt“. usl

Morgen, 20 Uhr im Dom. Kammersinfonie Bremen, Bremer Domchor, Leitung: Wolfgang Helbich