Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Die Akte Jane USA 1997, R: Ridley Scott, D: Demi Moore, Viggo Mortensen

„Dies ist ein extrem merkwürdiger Film: Sein grober Realismus ist irritierend unrealistisch. Demi Moore spielt eine Soldatin, die als erste Frau in eine verschworene Gemeinschaft von Soldaten einbricht, und man weiß sofort, daß sie dies schafft, weil sie ja Demi Moore ist. Im Grunde ist es aber extrem unglaubwürdig, daß diese kleine Frau all die Proben ihrer Kraft und Ausdauer besteht, an der eine ganze Reihe von viel stärkeren Männern scheiterten. Das einzige Zielpublikum für den Film, das ich mir vorstellen kann, sind all jene, die sehen wollen, wie Demi Moore zusammengeschlagen wird. Der bewegenste Moment des Films ist es, wenn ihr die schönen Haare abgeschnitten werden.“(Christopher Tookey) UFA-Palast

Alle Sagen: I Love You USA 1996, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Dew Barrymore, Julia Roberts, Tim Roth

„Allen entpuppt sich hier als schlimmer Snob, und seine hochgerühmten Aufbrüche aus dem heimatlichen Manhattan nach Paris und Venedig können kaum als wirkliche Neuanfänge gelten, denn Allen modelliert beide Städte in Versionen seines eigenen Terrains um, die fast ausschließlich von reichen New Yorkern bewohnt werden. Wenn man die von Dennis Potter abgekupferten Musical-Elemente und das Inseldenken des New Yorker Stadtneurotikers aus dem Film herausnimmt, bleibt nur noch eine von jenen leichgewichtigen, moralischen Komödien übrig, die die französischen Routiniers für die Hälfte des Geldes und mit viel weniger Brimborium zustandebringen.“(Sight and Sound) Filmstudio

Am achten Tag Belgien/Frankreich 1996, R: Jaco von Dormael, D: Daniel Auteuil, Pascal Duquenne

„Dies ist eine flämische Version von „Rain Man“. Auteuil, ein Banker, dessen Besessenheit von seiner Arbeit seine Ehe zerstörte, findet sich zuerst nur widerwillig dabei, wie er mit Duquenne (einem Belgier, der am Down-Syndrom leidet), im Auto durch Belgien und Holland fährt. Durch dessen Unschuld wird sein Leben verändert.“(The Observer) Kino 46

Amistad USA 1997, R: Steven Spielberg, D: Morgan Freeman, Nigel Hawthorne, Anthony Hopkins

„Auf dem Schiff „Amistad“gab es 1839 einen Aufstand von Sklaven, die die Mannschaft überwältigten und ihre Rückkehr nach Afrika forderten. Diese Rebellion gibt Spielberg Gelegenheit für die erste und stärkste Szene in seinen neuen Film: die Gewalt ist wunderbar balanciert zwischen Gewalttätigkeit und dem Hunger nach Freiheit, und der Rest des Films fließt im Sog dieser Mischung. Die Männer werden getäuscht und landen an der Küste von Conneticut, und auch die Zuschauer erwartet ein Schock. Von hier an entwickelt sich der Film in ein Seminar für Eigentumsrecht: wem und wohin gehören die Angeklagten? Ein junger Anwalt kämpft für ihre Sache, die bis zur höchten Instanz verhandelt wird, wo der Rebellenführer (Djimon Hounsou) von dem ehemaligen Präsidenten John Quincy Adams (Anthony Hopkins) verteidigt wird. Hounsou hat eine bedrohlich, intensive Präsenz - viel mehr als der effekthaschende Hopkins - aber auch Spielberg stößt bei all seinem Können an seine Grenzen, wenn er gegen die Bürde des doppelten courtroom dramas inszenieren muß, und so gibt es in diesem wortreichen und noblem Film immer weniger visuelle Überraschungen.“(The New Yorker) City, Ufa-Stern, Wall-& Ziegelhofkinos (Ol)

Anne - Queen of Thousand Days Großbritannien 1969, R: Charles Jarrott, D: Richard Burton, Genevieve Bujold / Originalfassung ohne Untertitel

„Interminable plod through the story of Henry the Eighth and Anne Boleyn, sticking mainly to domenstic trivia with dialogue to match. The few attempts at pageantry founder in an uneasy mixture of real locations and stagy sets, with the odd appalling painted backdrop thrown in. Burton plays throughout on an monotonous note of bluff ferocity, while Bujold remains sweetly vacuous.“(Time Out) Kultursaal der Angestelltenkammer

A Tickle in the Heart Deutschland/Schweiz 1996, R: Stefan Schiefert

„Der Regisseur hat die Epstein Brothers, ein legendäres Klezmer-Ensemble dreier alter Herren zwischen 70 und 84, in ihrem Lebensumfeld in den USA, in Konzerten in Europa und bei einem Besuch in der Heimat ihrer Urväter im heutigen Weißrußland mit der Kamera begleitet. Kein platt abfotografierter Dokumentarfilm, sondern ein sensibles musikalisches Portrait, das erfahrbar macht, warum nur jiddische Musik diesen „kitsl im hartsen“(so die jiddische Übersetzung des Filmtitels) hervorzurufen vermag.“(tip) Cinema

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“- O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“(TV-Spielfilm) Kino 46, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos

Blond bis aufs Blut Deutschland 1997, R: Lothar Lambert, D: Hans Marquardt, Erika Rabau

Auch ohne die Perücken wäre der Film des Berliner low-budget-Heroen Lothar Lampert ein Aufmarsch der Freaks, wie sie auffällig und doch übersehen durch unsere Straßen flanieren: verloschene Ex-Filmsternchen, die drogensüchtig sind oder gar Krawatten mit Beatles-Köpfen schön finden; Streßbeisserinnen, die glücklich glänzende Augen kriegen, wenn sie anderen Menschen „Somewhere over the rainbow“vorjaulen dürfen. Ganz und gar nicht klassisch schlingert die Form des Films herum. Das Timing ist schlichtweg eine beglückende Katastrophe. Es schwenkt ohne Vorwarnung um von der liebevollen Gesellschaftsstudie in ein ebenso liebesvolles Massengiftmorden. Davor zeigt Lambert eine Stunde lang kleine, nur locker verknüpfte Szenen aus dem Umkreis eines Autogrammjäger-Clubs. (Barbara Kern) Kino 46

Das Boot - Director's Cut Deutschland 1981/97, R: Wolfgang Petersen, D: Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Klaus Wennemann

„Der ulitimative U-Boot-Thriller ist jetzt noch ultimativer“schrieb der „Boston Globe“. Zunächst einmal ist er noch länger. Aus nur in der TV-Fassung genutztem Material streckte Petersen die Kinofassung auf dreieinhalb Stunden, um die Charaktere noch besser herauszuarbeiten. Am wichtigsten war es ihm, den Sound an die modernsten Dolby-Surround-Standards anzupassen.“(P. Ludewig) Europa

The Boxer Irland 1997, R: Jim Sheridan, D: Daniel Day-Lewis, Emily Watson, Gerard McSorley, Brian Cox

„Wenn die Menschen nur halb soviel Energie in den Frieden wie in den Krieg investieren würden, dann könnten sie es vielleicht schaffen!“Der Ire Jim Sheridan weiß, wovon er spricht. Immerhin ist er für einige der wichtigsten Filme über Irland und den dort tobenden blutigen Kampf verantwortlich („Im Namen des Vaters“, „Some Mothers's Sons“). Sein kraftvolles und großartig gespieltes Politdrama „The Boxer“erzählt vor dem Hintergrund neuer Friedensgespräche von der Liebe zweier Unschuldiger. Danny Flynn kehrt nach 14 Jahren Haft als IRA-Kämpfer in seine Heimat Belfast zurück. Nie hat er jemanden verraten, doch vom IRA-Aktivismus will er nichts mehr wissen. Danny eröffnet eine Boxschule, die Protestanten und Katholiken einen soll. Gleich nebenan lebt Maggie, Dannys Jugendliebe und Tochter des IRA-Verhandlungsführers, der die Friedensgespräche voranbringen will. Doch er hat Gegner im Lager. (TV-Spielfilm) Cinema

C

Der Campus Deutschland 1997, R: Sönke Wortmann, D: Heiner Lauterbach, Axel Milberg, Barbara Rudnik

„Professor Dietrich Schwanitz wird zufrieden sein. Seinen Roman über die verkommenen Zustände an deutschen Universitäten – statt Lehre, Bildung und Wissenschaft herrschen Karrieregeilheit und Radikal-Feminismus – verfilmte Sönke Wortmann recht brav und bieder.“(Der Spiegel) UFA-Stern, UT-Kino, Casablanca (Ol)

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht: Die Ausstattung ist prächtig, und das Grundübel aller Biopics löste er mit dem gängigen Trick: Wenn zu wenig passiert, kommt eine Liebesgeschichte immer gut. (hip) Schauburg, City, Casablanca (Ol), Solitaire (Wes)

Cop Land USA 1997, R: James Mangold, D: Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel

Ja, ich weiß: Kein auch nur halbwegs geschmacksicherer Kinogänger tut sich einen Film mit Sylvester Stallone an. Die Frage, ob er überhaupt ein Schauspieler, oder nur ein selbstherrlicher, waffenschwingender Selbstdarsteller ist, beantwortete sich bisher in seinen Filmen wie von selber, doch jetzt ist es ihm gelungen, alle zu verblüffen. Denn in „Cop Land“SPIELT er einen fetten, ziemlich tumben Kleinstadtsheriff, der in eine Sache gerät, die eindeutig ein paar Nummern zu groß für ihn ist. Und wenn er am Schluß dann doch nach den Pistolen greift, hat er dabei nichts mehr von seiner penetranten Action-Helden-Pose. „Cop Land“erinnert in vielem an „High Noon“. Auch hier muß sich ein Individuum gegen den ganzen Ort stellen, und der Fall wird dadurch noch komplizierter, daß in Stallones Revier fast jeder Einwohner entweder selber ein Cop im nahegelegenen New York ist, oder zumindest mit einem verwandt. Mangold hat eher unspektakulär und in der US-Tradition der Schauspielerfilme inszeniert. Und zu aller Überraschung gelingt es Stallone, seinen Anti-Helden so intensiv und uneitel zu spielen, daß er Harvey Keitel und Robert De Niro nicht nur eine, sondern alle Szenen stielt. Dazu hat er sich, wie einst De Niro in „Raging Bull“, eine beachtliche Wampe angefressen, sodaß „Cop Land“inzwischen unter dem inoffiziellen Titel „Fat Man Walking“läuft. (hip) Filmstudio, Ufa-Stern

D

Denn zum küssen sind sie da USA 1997, R: Gary Fleder, D: Morgan Freeman, Ahley Judd

„Der Casanova dieses Films ist kein unbeschwerter Charmeur, sondern ein skrupelloser Killer, der sich in einem unterirdischen, mittelalterlich anmutenden Verließ einen Harem junger, schöner, intelligenter und starker Frauen hält. Liebe ist für ihn grausame Erziehung und tödliche Inbesitznahme. Im Gegensatz zu dem düsteren Thriller „Sieben“vermeidet Gary Fleder drastische Bilder der Grausamkeiten. Am Fundort der Leiche gibt es kein vergossenes Blut zu sehen und kein geschundenes Fleich, ein auf der Erde liegender blonder Haarschopf und ein paar Bemerkungen reichen, um die Phantasie des Zuschauers zu aktivieren, ohne die Faszination des Grauens zu schüren. Fast ein wenig altmodisch läßt das diesen Film erscheinen, der fernab der modernen Metropolen, in der sterilen Idylle einer provinziellen Universitätsanlage spielt.“(epd-Film) City, UT-Kino

E

Ein Fall für die Borger Großbritannien 1997, R: Peter Hewitt, D: John Goodman, Marc Williams

„Für die Familie Clock, die zum Völkchen der „Borger“gehört, ist jeder Kühlschrank ein Everest, jede Küchendurchquerung ein Abenteuer a la „Indiana Jones“. Die zwergenhaften Clocks leben unter dem Häuschen der Lenders, von denen sie sich „borgen“was sie brauchen. Als ein habgieriger Anwalt (John Goodman) das Haus abreißen lassen will, eilt die pfiffige Ariety Clock (Flora Newbigin als Mix aus Pippi Langstrumpf und Laura Ingalos) zur Hilfe. Die Ausstattung ist exquisit, die Effekte sind, obwohl kein Hollywood-Standard, charmant. Liebevoller geht's kaum.“(TV-Spielfilm) Schauburg

Ein Fall für die Inselkinder Frankreich 1992, R: Jerome Foulon, D: Brigitte Fossey, Jean Marais

Französische Version von den Abenteuern der „Fünf Freunde“: Auf der kleinen Insel Kervolen untersuchen die Kinder den mysteriösen Tod der alten Martha. Dabei finden sie nebenbei noch einen verschollen geglaubten Strandräuber und einen alten Nazischatz. Atlantis

Der Eissturm USA 1997, R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Sigourney Weaver

Was macht ein Regisseur nach solch einem triumphalen Welterfolg wie „Sinn und Sinnlichkeit“? Die meisten Filmemacher würden den einfachsten Werg gehen, und sich als Spezialisten für sensible Kostümschinken etablieren. Ang Lee ist mutiger sowie geschickter, und inszenierte mit „The Ice Storm“das absolute Gegenstück zu seinem letzten Film. Statt der sonnigen Wiesen im England des 19. Jahrhunderts zeigt er uns nun das winterlich-graue Amerika der 70er Jahre. Vom ersten Bild eines von Eiszapfen starrenden Vorortszuges an ist das Eis die übermächtige Metapher für diese erstarrte Gesellschaft. In den etwas feineren Vororten von New Canaan, Conneticut scheinen 1973 die Kinder reifer zu sein als ihre Eltern. Präsident Nixon, die Vaterfigur der Nation, wurde gerade des Lügens überführt, und die Erwachsenen probieren solche neumodischen Verhaltensweisen wie Partnertausch oder Ladendiebstahl aus. Der Film wirkt manchmal geradezu besessen von Zeit und Raum, selbst auf Kosten des Erzählflusses. Man bekommt eher kleine Einblicke in das Leben zweier Mittelklassefamilien als eine genau definierte Geschichte. Dafür ist die Ausstattung perfekt abgestimmt mit viel Polyester, potthäßlichen Frisuren, Wasserbetten und Cordanzügen. Auf den ersten Blick wirkt „Der Eissturm“grau und abweisend, aber Lee bewahrt auch hier seinen freundlich-ironischen Touch, der den ewigen Winter des Films erträglich macht. (hip) Atelier

F

Free Willy 3 USA 1997, R: Sam Pillbury, D: Jason James Richter, August Schellenberg

„Mittlerweile zum drittenmal ist Riesensäuger Willy der beste Freund des Menschen. Keine Freunde machen sich hingegen all die Kids, die ihre Eltern dafür mit ins Kino schleppen.“(TV-Spielfilm) UT-Kino

From Pole to Pole -Part I Großbritannien 1996 / Originalfassung ohne Untertitel

Documentary about the journey of Michael Palin, TV-traveller and former member of „Monty Pythons flying circus“, across the globe from pole to pole. Kultursaal der Angestelltenkammer

G

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Stern, UT-Kinocenter

Der Gejagte USA 1997, R: Paul Schrader, D: Nick Nolte, Sizzy Spacek, James Coburn

„Ein Paul Schrader-Film kann nicht gut ausgehen. Kaputtmachen, was einen kaputt macht, bleibt am Ende die einzige Lösung für seine Helden. Angesiedelt in der fiktiven Kleinstadt Lawford in Neu-England, die während der gesamten Dauer des Filmes unter einer dichten Schneedecke gleichsam begraben scheint, erzählt er die Geschichte des Dorfpolizisten Wade Whitehouse und seines verkorksten Lebens. Das Fremdwerden geläufigster Lebens- und Umgangsformen treibt Schrader systematisch voran: Begleitet von stetig ärger werdenden Zahnschmerzen und regelmäßigem Alkoholkonsum, kann Wade nicht einmal den Straßenverkehr für Schulkinder regeln, ohne in einen ihn existentiell beschäftigenden Konflikt mit einem Falschfahrer zu geraten. Der alternde Nick Nolte gibt der Figur des Wade jene Täppigkeit, wie sie Männern eigen ist, die so lange nicht wußten, wohin mit der natürlichen Kraft ihres Körpers, bis sie sich von außen nach innen verkantet hat. Daß Wade seine Kraft bereits vor Einsetzen der Filmhandlung verloren hat, nimmt dem „Gejagten“jene verzweifelt-manische Wucht, die Schraders Werk oft durchzieht.“(epd-film) Atelier

George – der aus dem Dschungel kam USA 1997, R: Sam Weisman, D: Brendan Fraser, Leslie Mann, Richard Roundtree

„Auf wenig Anspruch, aber viel Albernheit setzt Regisseur Sam Weismann in seiner Klamotte, die auf der Cartoonserie „George of the Jungle“basiert, die in den 60er Jahren Tarzan zum Depp machte. Deren running gag bestand darin, daß sich der Affenmensch mit jeder Liane an den nächstbesten Baum schwang und den Abdruck seiner Körperkonturen in der Rinde hinterließ. Auch Brendan Fraser läßt in der Spielfilmversion keinen Stamm aus. Die Story ist dabei schnuppe: Was zählt, ist Situationskomik, und vor der gibt es viel, wenn sich George erst mit den Tücken des Urwalds und dann mit denen der Zivilisation herumplagt.“(Bremer) UT-Kinocenter, UFA-Stern, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft..“(Bremer) Schauburg, Casablanca (Ol)

Große Erwartungen USA 1998, R: Alfonso Cuaron, D: Ethan Hawke, Gwyneth Paltrow, Robert de Niro

„Mäßigen Sie bitte ihre Erwartungen, wenn sie sich viele Hoffnungen auf diesen Film gemacht haben. Als erstes vergessen sie besser ganz schnell Charles Dickens. Denken sie gar nicht an den Autor aus dem 19. Jahrhundert, auf dessen Roman „Great Expectations“der Film ja immerhin basiert. Er mag eine leichte Ähnlichkeit mit seiner literarischen Quelle haben, ist aber so für die MTV-Nation modernisiert (vielleicht ist gesampled das richtige Wort), daß man das Drama auf eine ganz andere Weise erlebt. Schicksale entfalten sich in einer Art von Musik-Video-Kurzschrift, ganze Leben flattern vorbei in einer Melange aus schönen Bildern und sinnlicher Musik. Es ist kaum etwas wirklich Falsches bei all dem, aber auch nichts Richtiges..“(International Herald Tribune) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

Guantanamera Kuba/Spanien/Deutschland 1995, R: Tomas Gutierrez Alea, Juan Carlos Tabio, D: Carlos Cruz, Mirtha Ibarra

„Es gibt Leute, die nach dem Besuch des Films „Erdbeer & Schokolade“spontan einen Kuba-Urlaub gebucht haben. Für Liebhaber kubanischer Alegria warten nun Tabio und Alea mit einer köstlichen neuen Fallstudie auf. „Guantanamera“handelt von einer Reform des planwirtschaftlich ewig unbefriedigenden Bestattungswesens: Zwecks Triebstoffersparnis sollen Leichen beim Transport von Provinz zu Provinz weitergereicht werden. Die erste Testfahrt wird aber zu einer Hindernis-Groteske, deren erotisches Potential nicht nur Nekrophile anmacht.“(Der Spiegel) Gondel, Atelier

H

Hercules USA 1997, R: Ron Clemens

„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß..“(Christopher Tookey) UT-Kinocenter

Die Hochzeit meines besten Freundes USA 1997, R: P.J. Hogan, D: Julia Roberts, Dermont Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett

„Dies ist ein äußerst komischer Film, der von vielen Kritikern in den USA und England völlig falsch verstanden wurde. Wie die meisten meiner Kollegen habe auch ich mich in den letzten Jahren über Julia Roberts mokiert, aber hier gibt sie ein brilliante Leistung als komische Schauspielerin. Dies ist eine „screwball comedy“, und bei den Versuchen, auf fürchterlichen und irrsinnigen Umwegen ihre große Liebe zu erobern, stellt sich Julia Roberts auch nicht absurder an als Cary Grant in „His Girl Friday“auf der Jagd nach Rossalind Russel. Es scheint nur viele zu stören, daß diesmal ausnahmsweise mal die Frau die aktive Rolle spielt. Ein anderer Grund für die Mißverständnisse ist, daß der Film wie eine konventionelle Komödie beginnt, aber am Ende in eine ganz andere Richtung läuft. Aber man merkt schnell, daß Julia Roberts mit ihrem schwulen Freund Rupert Everett viel mehr Spaß hat als in einer Ehe mit einem Bettvorleger wie Dermot Mulroney. Das Publikum kommt viel schneller dahinter als einige meiner Kollegen, und so mäkeln sie an dem unorthodoxen Happy-end herum.“(Christopher Tookey) UFA-Stern

Honig und Asche Tunesien 1996, R: Nadia Fares

„Leila ist jung, verknallt und idealistsch. Sie glaubt, daß die Liebe die tyrannischen Fesseln lösen kann, in die der islamische Fundamentalismus die Frauen legt. Doch die Familienverhältnisse sind nicht so, und Leilas Romeo zieht es vor, sich hinter dem Rockzipfel seiner Mutter zu verstecken. Die Emanzipation der Studentin mündet im demütigenden Abstieg in die Prostitution, wo sie männlicher Willkür erst recht ausgeliefert ist. Beließe man es bei diesem Drehbuch, so wäre das Ergebnis vermutlich zu schwer und vielleicht auch zu eindimensional, um wirklich interessant zu sein. Aber das Filmdebüt der schweizer-tunesischen Regisseurin Nadia Fares begnügt sich nicht damit, Leilas Tragödie zu erzählen. In das Scheitern der Protagonistin sind die Lebensskizzen zweier weiterer Frauen geflochten. Dabei zeigt sich, daß hier weniger, wie die FAZ deutelt, den Frauen ein „Sprung vor dem diktatorischen Verlangen“des Mannes empfohlen wird, vielmehr wird männliche Gewalt als Folge der Verunsicherung gegenüber sinnlichen und selbstbewußten Frauen präsentiert.“(taz) Schauburg

I

Im Auftrag des Teufels USA 1997, R: Taylor Hackford, D: Keanu Reeves, Al Pacino

„Wie ehedem Tom Cruise als Anwalt in „Die Firma“bekommt der junge Strafverteidiger Keanu Reeves ein Angebot, das er kaum ausschlagen kann. Der charismatische Al Pacino lockt ihn in seine New Yorker Kanzlei. Doch dieser scheint mit dem Teufel im Bunde zu sein. Regisseur Hackford und Drehbuchautor Tony Gilroy haben tief in den Fundus der Kulturgeschichte gegriffen, um ein Bild von der Faszination des Bösen in unsere heutigen Welt zu schaffen - Goethes „Faust“, „Rosemaries Baby“, sogar Darth Vader läßt sich entziffern. Großartige Bilder und Darsteller, inklusive eines völlig entfesselten Al Pacino, unterstützen eine Story, die den Zuschauer auf geradezu teuflisch geniale Weise an der Nase herumführt.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern

In & Out USA 1997, R: Frank Oz, D: Kevin Kline, Tom Selleck, Joan Cussack, Matt Dillon

"Der propere Gymnasiallehrer Howard (Kevin Kline) sitzt eines Abends mit seiner Dauerverlobten Emily (wunderbar: Joan Cussack) vor dem Fernseher und muß erleben, wie ein ehemaliger Schüler den Oscar erhält - und Howard öffentlich als Vorbild-Homo preist. Den überrascht das selbst am allermeisten. Daß er schwul ist, davon will er partout nichts wissen. Den Wirbel, der nach der Offenbarung ausbricht, spickt der Film reichlich mit Gags, Seufzern und Seelenbalsam: ein schmissige Fabel über Homos und Heteros, Kleinstadtklatsch und unwiderstehliche Disko-Rhythmen. „In & Out“ist Frank Capra in Rosarot.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Wes)

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hanson, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger / Originalfassung ohne Untertitel

„Vielleicht sollten wir über diesen Film reden, indem wir über andere Filme reden. Erinnern wir uns an die Unübersichtlichkeit und den Fatalismus der besseren Chandler- und Hammett-Adaptionen, an die bittere Lakonie und erzählerische Ökonomie von Siegels „Dirty Harry“. Auch an die fiebrig neurotischen späten film noirs sollte man denken, außerdem natürlich an die kühle Melancholie von Polanskis „Chinatown“. Eine Flut solcher Bilder und Erinnerungen löst „L.A. Confidential“aus, aber nichts davon wird durch Zitate, Anspielungen oder direkte Bezöge evoziert, nirgendwo wird geklaut oder kopiert. Regisseur Curtis Hanson plündert die Traditionen nicht, er setzt sie fort. Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“so viel andere, ältere Filme in den Sinn, weil diese James Ellroy Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchweg ambivalenten Figuren.“(epd-film) Schauburg, Casablanca (Ol)

Lebe lieber ungewöhnlich Großbritannien 1997, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Cameron Diaz, Holly Hunter

„Es gibt einige Momente in „Lebe lieber ungewöhnlich“, bei denen es möglich wird, die sexy, surrealistische Komödie zu erkennen, die Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor John Hodge wohl gerne gemacht hätten. Aber mit schlechtem timing, unzusammenhängend und uneben, ist dieser so ambitionierte Film nur faszinierend im Umfang seines Scheiterns. Mit dem Abschied von den makaberen Späßen ihrer ersten beiden Filme „Kleine Morde unter Freunden“und „Trainspotting“versuchten die beiden, ihren modischen, subversiven Pop-Stil in ein neues Genre zu verpflanzen: die Screwball-Romanze als Comic. Eingezwängt irgendwo zwischen die klassischen Hollywood-Komödien „A Matter of Life and Death“und „It Happened One Night“folgt der Plot den ausgetretenen Wegen des irrwitzigen Pärchens auf der Flucht. Durch Klassenschranken und Temperament getrennt, sind Ewan McGregor's Pförtner und Cameron Diaz's reiches Mädchen eine Rückkehr zu Gable und Colbert, aber während Capras Paar von Witz und dem Schwung gieriger Leidenschaft zischt, wirken McGregor und Diaz wie ein Paar naßgewordene Knallfrösche. Diaz spielt die coole Zynikerin nur gehässig und ohne die dringend nötige Verletzlichkeit, und McGregor fehlt der schurkische Charme, der ihn attraktiv statt nur dümmlich machen würde. Aber die fundamentaleren Probleme liegen im schwachen Drehbuch.“(Sight and Sound) Schauburg, Ufa-Stern

Das Leben ist ein Spiel (Rien ne va plus)Frankreich/Schweiz 1997, R: Claude Chabrol, D: Michel Serrault, Isabelle Huppert, Francois Cluzet

„Rien ne va plus? Von wegen, bei Claude Chabrol geht immer mehr. Auch in seinem 50. Film zeigt der mittlerweile 67jährige Klassiker des französischen Kinos, daß er wie eh und je zu den Meistern seines Fachs zählt. Nach selbst verfaßtem Drehbuch schickt er zwei seiner Lieblingsschauspieler in ein krimikomödiantisches Fondue für Feinschmecker. Isabelle Huppert und Michel Serrault bilden das erfolgreiche Gauner-Gespann Betty und Victor, das sich mit raffinierten Trickbetrügereien das eigene Portemonaie füllt. Mit pointierten Dialogen, dreisten Wendungen und sogar einer schweißtreibenden Folterszenen zu Opernmusik würzt der Oldie but Goldie sein skurriles Jubiläumswerk um ein schrulliges Betrügerpaar, das sich in seinen Bluffs verheddert und erfahren muß, daß eine Stricknadel auch ins Auge gehen kann.“(Bremer) Gondel

M

Mad City USA 1997, R: Constantin Costa-Gavras, D: John Travolta, Dustin Hoffman, Mia Kirshner, Alan Alda, William Atherton

„Arbeitslosigkeit ist ein Fluch. Eine einzige Entlassung kann, wie dieser Film drastisch klarmacht, zu einer Tragödie führen: Ein Museumswärter in einer US-Kleinstadt dreht durch, als man ihm kündigt, und ein TV-Reporter (Dustin Hoffman), der aus dem armen Kerl (John Travolta) einen Prime-time-Heuler machen will, hetzt ihn vollends ins Verhängnis. Das Rührstück mit dem unerklärlichen Titel ist ein Muß für alle, die Travolta schon immer in der Rolle eines Schwachkopfs sehen wollten, für den Rest der Welt jedoch ein Härtetest.“(Spiegel) UFA-Palast

Mimic USA 1997, R: Guillermo Del Toro, D: Mira Sorvino, Jeremy Northam

„Mira Sorvino (aus Woody Allens's „Geliebte Aphrodite“) wird im Kampf gegen mannshohe Superkakerlaken in New Yorker U-Bahnschächten ausgiebig mit Käfersekreten besudelt. Genreliebhaber werden die amtlichen Live-Action und computeranimierten Monsterkäfer zu schätzen wissen. Ein etwas vorhersehbares, aber sympathisches B-Movie des Mexikaners Guillermo del Toro, der vor fünf Jahren mit „Cronos“überzeugte. .“(tip) UT-Kinocenter, Wall-& Ziegelhofkinos (Ol), Passage (Del)

Moritz in der Litfaßsäule DDR 1983, R: Rolf Losansky, D: Dirk Müller, Dieter Mann

„Die Alltagsnöte eines Neunjährigen und ihre Bewältigung mit Hilfe realer und phantasievoll vermittelter Erlebnisse und Einsichten. Kinderfilm aus der DDR, der mit pädagogischer und künstlerischer Einfühlung dem Lern- und Unterhaltungsanspruch gleichermaßen gerecht wird.“(Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast, Kino 46

Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins

„Wenn dieser Regisseur nur nicht soviel Angst vor Mutters Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer Einzelnen ist. Ganz alleine steht Pauline Collins als Elsa Tabori 1944 in Budapest auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm laufen - antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den bayrischen Filmpreis hat es auch schon eingebracht.“(taz) Atlantis

P

Personne ne m'aime Frankreich 1994, R: Marion Vernoux, D: Bernadette Lafont, Bulle Ogier, Michelle Laroque / Originalfassung mit Untertiteln

„Die Heldinnen des Films sind Weibsbilder mit Falten, Macken, Kanten, Narben, mal abgefuckt oder zickig, dann wieder lebenshungrig und großzügig. Die Dialoge sind handfest, humorvoll und ungeschliffen, und auch die grobkörnige Optik gibt sich nicht die geringste Mühe, schön zu sein. Lässig und bissig reihen sich die Episoden des Road-movies aneinander. Manchmal läuft die Handlung zwischen Rückblenden und anekdotischen Schlenkern aus dem Ruder. Aber bei so viel schrulligem Charme verzeiht man dem Film derartige Schnitzer..“(tip) Kino 46

Das Phantom der Oper USA 1925, R: Rupert Julian, D: Lon Chaney, Mary Philbin / Stummfilm mit Klavierbegleitung

„Gaston Leroux hat mit „Das Phantom der Oper“einen Roman geschrieben, der sich schon bei seinem ersten Erscheinen einen Platz unter den Klassikern der Kriminal- und Horror-Literatur erobert hat. Die Verfilmung mit Lon Chaney ist sicher die gelungenste Adaption dieses klassischen Horrorstoffes. (The Artistry of Lon Chaney - Robert G. Anderson) Kino 46

Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1997, R: Clive Smith

„Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd...“Wer jetzt noch nicht mitsummt, sollte sich vielleicht ernsthaft fragen, wie und womit er seine Kindheit verbracht hat. Eine moderne Zeichentrickversion!“(TV-Spiefilm) City, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

S

Schindlers Liste USA 1993, R: Steven Spielberg, D: Liam Neeson, Ben Kingsley

„Schindlers Liste, schrieb der Kritiker des New Yorker, sei „bei weitem der beste dramatische Film, der je über den Holocaust gemacht wurde.“Der Film erreicht für sein Sujet das, was innerhalb der formalen Logik des amerikanischen Erzählkinos überhaupt möglich ist. Und es spricht für Spielberg, daß er die Zweifel an den überkommenen Mustern in den Film selbst hinein trägt.“(epd film) Gondel

Die Schwächen der Frauen Lux/Bel/F/Ch/P/Sp 1997, R: Luis Galvao Teles, D: Carmen Maura, Miou-Miou, Guesch Patti

„Was sind die geheimen Wünsche einer Frau von 40?“recherchiert in dem Film des Portugiesen Luis Galvao Teles die Fernsehjournalistin Linda Lapa (Carmen Maura), und die Antworten, die sie von ihren Freundinnen erhält, sind keine großen Überraschungen. „Cherchez le homme“ist das Grundthema diese Episodenfilms, in dem fünf Filmstars aus vier verschiedenen Ländern in einer Art Reigen zu sehen sind - alle sind sie schicke Heldinnen aus der Oberschicht, und mit einer Ausnahme enden ihre romantischen Verwicklungen in einem Happy End. Mit Carmen Maura, Miou-Miou, Marisa Berenson und Marthe Keller hat der Film gleich vier Stars, die jede für sich einen Film hätte tragen können. Und auch die Popsängerin Guesch Patti (“Etienne“) wirkt bei ihrem Leinwanddebüt sehr souverän und attraktiv. (hip) Gondel, Casablanca (Ol)

Sirga, die Löwin Frankreich 1996, R: Patrick Grandperret, D: Marthuin Sinze, Salif Keita

„Eine Geschichte zwischen Urwald und Märchen: im afrikanischen Busch werden gleichzeitig ein Löwen- und ein Menschenbaby geboren; es dauert nicht lange, und ihre Wege kreuzen sich. Bilder der afrikanischen Steppe und des dichten Urwaldes, die Lebensgewohnheiten des Stammes, zeigen uns ein fremdes Land und entführen in eine fremde Kultur..“(epd-film) Gondel

Spice World – der Film Großbritannien 1997, R: Bob Spiers, D: Spice Girls, Richard E. Grant

„1997 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Spice Girls über uns kamen. Selbst wer ihre Musik konsequent mied, traf spätestens im Supermarkt auf die penetranten Gewürzgirlies: In Form von Spice-Girls-Parfüm, Spice-Girls-Puppen, Spice-Girls-Kuchen, Spice-Girls-Chips usw, usw. Jetzt droht auch noch der Film.“(taz) UFA-Palast

Starship Troopers USA 1997, R: Paul Verhoeven, D: Casper Van Dien, Dina Meyer

„Wer unvorbereitet in diesen Film geht und nicht mehr erwartet als Zoff mit außerirdischen Killerkakerlaken, wird, ziemlich verstört, ein Meisterwerk faschistischer Lichtspielkunst entdecken. Er wird dasitzen und sagen: „Das kann doch nicht - darf doch nicht - ernst gemeint sein.“Verhoeven nahm sich Propagandafilme des zweiten Weltkriegs zum Vorbild und übersetzte stur deren simpel gesticktes Rollenbild. Das Ergebnis, dachte er wohl, müsse zwangsweise groteske Überzeichnung sein, Satire eben, Karikatur. „Starship Troopers“ist eine düstere Zukunftsvision, perfide getarnt durch leuchtend helle Farben. Eine wunderbare Klamotte für aufgeklärte Zuseher.“(Der Spiegel) City, UT-Kinocenter, Passage (Del)

T

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft.“(epd-Film) Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Wes)

U

Und nichts als die Wahrheit Deutschland 1958, R: Franz Peter Wirth, D: O.W. Fischer, Marianne Koch

„Hat ein verschuldeter Arzt seine unheilbar kranke Ehefrau vergiftet, um in den Besitz ihres Vermögens zu kommen? Die Gerichtsverhandlung bringt Hintergründe ans Licht und beweist die Unschuld des Angeklagten. Aus Ricarda Huchs doppelbödiger Novelle „Der Fall Deruga“wurde ein handwerklich korrekter, psychologisch nicht ganz schlüssiger, einigermaßen spannender Kriminalfilm.“(Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Der Unfisch Österreich 1996, R: Robert Dornhelm, D: Maria Schrader, Andreas Lust

„Ein Blauwal reist auf einem gelben Lastwagen durch die Alpen. Dazu erschallt aus Pauken, Trompeten und einer Tuba „La Paloma“. Der Fahrer stirbt, der Wal kommt zum Stehen auf dem Marktplatz eines östereichischen Dorfes, wo die Gänse seelenruhig ihre Kreise ziehen. „Der Unfisch“spielt Ende der 50er Jahre, vielleicht Anfang der 60er Jahre. Im Off erzählt eine freundlich-ironische Stimme, und noch die unerklärlichsten Dinge erscheinen plötzlich logisch. Vielleicht ist es eine Parabel auf das Wirtschaftswunder, vielleicht soll die Unterdrückung der Frau angeklagt oder einfach gesagt werden, daß Heteros doof sind. Aber „Der Unfisch“funktioniert auch ohne das. Er zieht einen in seine Welt, weil die von unserer gar nicht weit entfernt ist. Man sitzt da, und erwischt sich beim permanenten Grinsen..“(taz) Atlantis

W

Das Wissen vom Heilen Schweiz 1996, R: Franz Reichle

Der Dalai Lama hat Husten, und sein Leibarzt Dr. Tenzin Choedrak flüstert ihm ehrerbietig seine Ratschläge zu: Seine Heiligkeit möge möglichst viel ruhen und die verschriebenen Pillen einnehmen. Diese Szene in Franz Reichles Dokumentarfilm wirkt zugleich rührend und komisch in ihrer weltlichen Normalität. Solch einen Hausarzt wie dieses kleine, runzlige Männlein möchte man auch haben, und der Film belegt sehr überzeugend, daß seine tibetanischen Kuren und Kräutermischungen eine ganz erstaunliche Heilkraft besitzen. (hip) Cinema

Z

2 Frauen, 2 Männer – 4 Probleme Deutschland 1997, R: Vivian Naefe, D: Aglaia Szyskkowitz, Heino Ferch

„Wie sieht eine gut funktionierende Yuppie-Ehe aus? Genau: Klingelt der Wecker, sitzen der Staranwalt und die Bankerin schon kerzengrad im Bett, tippen in ihren Laptop oder hantieren mit dem Handy, mit dem sie sich auch von verschiedenen Zimmern aus „Guten Morgen“sagen. „2 Frauen, 2 Männer - 4 Probleme“beweist endgültig, daß sich das Boulevardtheater die deutsche Komödie erobert hat.“(epd-film) Cinema, Gloria (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)