Das Portrait
: Rolliges Schnurren im Rampenlicht

■ Eartha Kit

„Chrrrauw“, faucht in New Yorker Taxis eine Stimme aus dem Radio. „Hier spricht Eartha Kitt. Katzen haben sieben Leben. Sie haben nur eins – schnallen sie sich an. Chrrauww.“

Ja, es ist jene Eartha Kitt, die in den fünfziger Jahren die Männerhirne mit erotischen Phantasien füllte, in ausverkauften Show-Arenen sang und in Beverly Hills residierte. In den Neunzigern räkelt sie sich immer noch auf ihrer Chaiselongue und schwärmt unverdrossen von ihren Amouren in „that old Hotel“ in Paris: Der Mann war jung und unerfahren, und „wer für das Zimmer zahlte, das war ich“.

Wie sie seit 1950 ins Mikrophon schnurrt, haucht und jede Silbe mit einem Unterton moduliert, als knabbere sie gerade nebenbei am Ohr eines männlichen Verehrers – da verwischt die Differenz von Kunstfigur und realem Leben. Dabei entspricht ihre unverwechselbare, in Eis gepackte Hitze der prüden Erotik jener Hollywood-Schinken der Fünfziger, die Kultfiguren wie Marilyn Monroe hervorbrachte.

„Ich posierte für Bilder mit Elfenbeinseife“, sang Eartha Kitt 1953 zu unschuldiger Klavierbegleitung. Nun aber sei Schluß mit all dem steifen Anständigsein: „I wanna be evil.“ Einige US- Radiostationen weigerten sich, den Song zu senden, und auch ihr Hit „C'est si bon“ war umstritten.

In jenen Jahren hatte die Sängerin nie Mühe, erstklassige Orchester oder Jazzgrößen dazu zu kriegen, mit ihr ins Studio zu gehen. Sie war Star am Broadway, in Filmen und großen Hotels, und stets inszenierte sie ihre Songs als wunderbare Gratwanderungen zwischen Verruchtheit und Kitsch. Sie kokettierte mit Tabus, ohne sie wirklich zu verletzen.

Ihre Autobiographie „I'm Still Here — Confessions Of A Sex Kitten“ erinnert noch an andere Seiten der Sängerin, die als Mädchen angeblich auf Plantagen Baumwolle pflückte. 1968 wurde sie, als sie sich mit einem Ausbildungsprojekt in den Vorstädten engagierte, zum Lunch bei Präsident L.B Johnson eingeladen. Statt der üblichen Höflichkeiten protestierte sie dort gegen den Vietnamkrieg – ein Skandal, der Eartha Kitt Freunde und Gastspielverträge kostete und zum Beobachtungsobjekt der CIA werden ließ. Die Rolle als Catwoman in einer Batman-Fernsehserie sowie Tourneen außerhalb der USA brachten Eartha Kitt später wieder ins Rampenlicht. Heute wird das Sexsymbol siebzig. Werner Stiefele