■ Debatte um das Holocaust-Mahnmal
: Gelungene Integration in den öffentlichen Raum

Ein perfektes Holocaust- Mahnmal, das alle Fragen beantwortet, wird es nach Ansicht von Daniel Libeskind nicht geben. „Selbst wenn ein Prophet kommt, würde er nicht die richtigen Worte für das Unfaßbare finden“, sagte der Architekt am Montag abend in der Marstall- Galerie. Nach den Präsentationen der Entwürfe von Peter Eisenmann und Richard Serra sowie Jochen Gerz in der vergangenen Woche stellte nun Libeskind sein Konzept für das Holocaust- Mahnmal der Öffentlichkeit vor.

Als Sinnbild für die Vernichtung jüdischen Lebens möchte Libeskind 21 Meter hohe durchlöcherte Zementwände aufstellen lassen. Die Blöcke sollen auf einer begehbaren Kiesfläche stehen, die den Grundriß des Reichstages spiegeln. Eine Sichtachse hält den Blick zum Tiergarten und zum Goethe-Denkmal offen. Libeskind intendiert damit, daß das Denkmal nicht isoliert, sondern als drittes Element neben Reichstag und Brandenburger Tor in den öffentlichen Raum integriert wird.

Diese Konzeption brachte ihm erhebliche Sympathien in der völlig überfüllten Galerie: „Ihr Modell ist das einzige, das in den Städtebau eingepaßt ist“, sagte ein Zuschauer anerkennend. Unter heftigem Beifall lobte ein anderer, daß das Libeskind-Modell „in den Dialog mit den zentralen Bauwerken des Staates treten“ würde. Dadurch würde das Mahnmal zu einem Element der dauernden Erinnerung und erinnere zugleich auch an gegenwärtige Gefahren.

Kritisch angemerkt wurde von einigen DiskussionsteilnehmerInnen, daß der Libeskind-Entwurf „zu schön“ erscheinen könne, zum Beispiel im Lichte eines Sonnenuntergangs. So wollte ein Zuschauer, daß die Blöcke noch mehr zerstört werden. Ein anderer kritisierte, daß die obere Mauerkante „zu glatt und zu sauber gezogen“ sei. Die „erwartete Schönheit“ und die „Pathosform“ könne deshalb zu staatstragend sein. Doch das befürwortet Libeskind durchaus: „Es wird dort genügend würdige Orte geben, um Kränze niederzulegen.“

Eine Besucherin, die sich als Zeitzeugin vorstellte, assoziierte mit dem Monument eine „Klagemauer“. Doch das ist es nach Libeskinds Ansicht nicht: „Es geht nicht um die Hoffnung auf Versöhnung, sondern um die Katastrophe, den Abgrund.“ Julia Naumann

Am Freitag stellt die Architektin Gesine Weinmiller ihren Entwurf um 19 Uhr in der Marstall-Galerie (Schloßplatz 7) vor.