Geiselnahme im Gefängnis

■ Brasilien: 637 Menschen bedroht

Rio de Janeiro (AFP) – In einem Gefängnis des brasilianischen Bundesstaates São Paulo haben meuternde Häftlinge 637 Geiseln in ihre Gewalt gebracht. Unter den Geiseln seien 17 Gefängnisaufseher, die mit Handgranaten an den Beinen unter besonderer Bewachung der Gefangenen stünden, berichteten die Behörden. Die Meuterei hatte am Sonntag abend während der Besuchszeit in der Haftanstalt von Sorocaba begonnen. Dabei wurden bei einer Schießerei ein Häftling und eine Besucherin getötet. Gestern starb unter ungeklärten Umständen ein weiterer Häftling. Die Behörden lehnten die Forderung der Meuterer nach einem gepanzerten Fluchtfahrzeug für ihre elf Anführer ab. Die Meuterei war bereist die dritte innerhalb einer Woche.

Nach Angaben der Behörden waren die meisten Geiseln Angehörige von Häftlingen, die sich während der Besuchszeit in der Anstalt aufhielten. Unter ihnen seien auch 236 Minderjährige. Die getötete Besucherin sei die Frau eines Gefangenen gewesen, die Waffen für die Meuterer in das Gefängnis eingeschmuggelt habe. Diese verfügten über fünf Pistolen, zwei Maschinenpistolen und Messer. In dem Gebäude hätten sie Gasflaschen aufgestellt, die sie bei einem Angriff zur Explosion bringen wollten.

Zu einer kritischen Situation kam es, als am Montag Hubschrauber einer Fernsehanstalt das Gefängnis überflogen, was die Insassen als Zeichen einer Erstürmung des Gebäudes deuteten. Wegen der gespannten Lage verzichteten die Behörden darauf, Strom und Wasser abzustellen. Statt dessen wurden Brot und Milch geliefert.