Die Vorschau
: Klarinette spricht

■ Handlungsreisende für Klezmer: das Giora Feidman Trio in Bremen

Die Sprache der Musik, so sagt man, kann jeder verstehen. Kaum einer spricht sie aber so gut wie der Klarinettist Giora Feidman. Feidmans Anliegen ist es, mit der Klarinette von der jüdischen Geschichte zu erzählen. Dabei bedient er sich vor allem des Klezmers, einem Mix aus jüdischer Volksmusik und modernen Einflüssen wie Blues und Jazz.

Feidman wurde 1936 als Einwanderersohn in Argentinien geboren. Zwanzig Jahre lang spielte er beim Philarmonic Orchestra of Israel. Dann drängte es ihn Mitte der 70er Jahre, mit einer kleineren Formation rund um die Welt zu reisen. Dem fingerfertigen Musikus war in Israel aufgegangen, daß dort kaum einer mehr um die traditionelle jüdische Musik wußte, die sich vor allem in Osteuropa über Jahrhunderte hinweg gehalten hatte. Dadurch, daß er sich dem Klezmer widmete, versuchte Feidman, wenigstens etwas von diesen Wurzeln der jüdischen Musikkultur zu bewahren.

Das Reisen mit einer kleinen Formation veränderte auch Feidmans Stil. Mit seinem Klezmer-Trio war es möglich, freier mit Vorlagen umzugehen, ausgezeichnet unterstützt vom Gitarristen Joe Basar und Anthony Falanga am Bass. Bei seinen Konzerten hat Feidman mehr als nur Klezmer und Klassik im Repertoire. Für Feidman ist so gut wie alles konzerttauglich – von kniffeligen Partituren bis hin zu „Happy Birthday“.

Zwar geht es dem emsigen Musiker vor allem darum, Werbung für das friedliche Zusammenleben zu machen, indem er musikalische Brücken baut. Doch die Musik hat nicht bloß erbaulichen Charakter. Wenn Feidman Melodien der jüdischen Widerständler aus dem KZ anstimmt und danach jenes Stück von Haydn spielt, das zur deutschen Nationalhymne geworden ist, stellt er sehr wohl politische Zusammenhänge her. Aber auch nach solchen Medleys kann der hutzelige Musiker noch lächeln, wiegt den Körper hin und her, um sich wieder einer rasanten Klarinettensolopassage hinzugeben. Lars Reppesgaard

20 Uhr in der Glocke