Menschenknochen als Schlüssel

■ Fachhochschule Osnabrück soll Ort der Varus-Schlacht klären

Osnabrück. Auf der Suche nach der historischen Wahrheit der „Varus-Schlacht“vor rund 2.000 Jahren beginnt für die Wissenschaft nun die „Knochenarbeit“an der Fachhochschule in Osnabrück. Dazu müssen die damals gefallenen Soldaten beziehungsweise ihre Überreste zu einer Art Röntgenreihenuntersuchung. Bei dem legendären Gemetzel im Jahre neun nach Christus hatten die Germanen drei römische Legionen mit rund 20.000 Mann vernichtet.

Hintergrund der Untersuchung, die vor kurzem an der Fachhochschule anlief, sind umfangreiche Knochenfunde auf dem mutmaßlichen Kriegsschauplatz bei Bramsche-Kalkriese. Um endgültig beweisen zu können, daß die Schlacht hier und nicht an irgendeinem anderen Ort Deutschlands stattgefunden hat, werden die Skelett-Teile danach noch in Tübingen und Göttingen analysiert. Dort soll während der nächsten drei Jahre in komplizierten Verfahren geklärt werden, ob die Überreste von Nord- oder Südländern, Männern, Frauen oder Kindern stammen. Die Stiftung Niedersachsen hat für die beiden Forschungsprojekte 443.000 Mark zur Verfügung gestellt.

„Einige der Knochen lagen verstreut auf der damaligen Bodenoberfläche im Grabungsgebiet Oberesch. Andere sind vermutlich ein paar Jahre nach der Schlacht in Massengräbern gelandet“, erläutert Grabungsleiterin Susanne Wilbers-Rost. Die meisten Knochen sind sehr schlecht erhalten. Sie mußten daher an Ort und Stelle durch Gipsmäntel gesichert und in teils 200 Kilogramm schweren Blöcken geborgen werden. In Osnabrück werden die Knochenpakete zur Zeit von FH-Professor Heinz-Peter Klanke durchleuchtet. Nach Angaben von Wilbers-Rost ist dies ein bislang einmaliger Vorgang in der Archäologie. „Das Problem ist, daß morsche und ausgetrocknete Knochen röntgenologisch viel schwerer darstellbar sind als frische, durchblutete“, erklärt Klanke. Fest steht für Grabungsleiterin Wilbers-Rost aber schon jetzt, daß die geborgenen Gebeine von Menschen wie von Tieren stammen.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit seien sie von den Römern. „Darauf weisen Gewandnadeln, Lanzenschuhe und andere Militaria hin, die mit den Knochen 'verbacken' sind.“ dpa