Vom Grundrecht auf Leben

■ Offener Brief von Ärzten an den Bundeskanzler

Berlin (taz) – 23 Ärzte aus Schweinfurt haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie von Helmut Kohl „zum Schutze unserer Bürger“ fordern, schnellstmöglich die Stillegung des nahen AKW Grafenrheinfeld zu veranlassen. Als Begründung führen sie eine Berechnung des Öko-Instituts von 1994 an. Die Reaktorspezialisten des Instituts hatten die offizielle Deutsche Risikostudie für Kernkraftwerke von 1989 herangezogen. Dort wird für den Druckwasserreaktor BiblisB das Risiko einer Kernschmelze mit der Freisetzung von großen Mengen Radioaktivität ausgerechnet. Ergebnis: Mit mehr als 90 Prozent Wahrscheinlichkeit ist in 33.000 Betriebsjahren mit einem Unfall zu rechnen.

Auch in Grafenrheinfeld steht ein Druckwasserreaktor. Die dortigen Katastrophenschützer waren davon ausgegangen, daß Zeit für eine Evakuierung bleibe, wenn die Bevölkerung sich nach einem GAU in Schutzräumen aufhalte. Das Öko-Institut hatte ausgerechnet, die Schweinfurter bekämen in jedem Fall zuviel Strahlung ab, mit Tausenden von Toten wäre zu rechnen. Der Betrieb des AKW verletzt nach Ansicht der Ärzte das Grundrecht auf Leben. rem