Umwelt im Datennetz

■ Die digitale Alternative zum Dienstweg: Die Europäische Umweltagentur baut eine Datenbank für Umweltdaten auf

Der freie Fluß der Informationen im Internet gleicht manchmal eher einem Rinnsal. Keine Zensoren sind daran schuld, sondern Bürokratien, die ihre Daten lieber für sich behalten. Aber das möchte die Europäische Umweltagentur jetzt ändern. Sie will über das Netz einen freien Zugang zu allen Umweltdaten schaffen, die laufend für die Berichte der Europäischen Umweltagentur erhoben werden. Das Projekt heißt „European Topic Centre on Catalogue of Data Sources“ (ETC/CDS).

Direkt beim in Hannover ansässigen ETC/CDS oder über die Europäische Umweltagentur in Kopenhagen kann man jetzt schon mal auf die Alpha-Version des Europäischen Umweltdatenkatalogs (CDS) zugreifen. Der Katalog enthält einen Thesaurus mit über 4.000 Schlagwörtern, die hierarchisch angeordnet sind. Unter dem Schlagwort „Boden“ etwa liefert der CDS Metainformationen darüber, wer in Europa Daten zur Boden- oder Wasserqualität in einer bestimmten Region vorhält und in welcher Form auf diese Daten zugegriffen werden kann.

Falls diese Daten selbst über das Netz abrufbar sind, ist vom CDS aus sofort der Zugriff auf die entsprechende Adresse möglich. Der CDS, dessen Schlagwörter in sechs Sprachen vorliegen, bietet bisher vor allem Umweltdaten aus der Schweiz und der Bundesrepublik. Ansonsten steht am Ende meist nur eine Post- oder Faxadresse, bei der die gesuchten Informationen noch schriftlich bestellt werden müssen.

Nach und nach will ETC/CDS diesen Dienstweg unterlaufen. Die Programmierer haben eine Windows-Anwendung entwickelt, die es allen 500 Mitgliedern des europäischen Umweltinformations- und -beobachtungsnetzwerks ermöglicht, ihre jeweiligen Daten nach einem gemeinsamen europäischen Standard zu registrieren. Zum Teil sollen die so erfaßten Daten nach Hannover überspielt werden, zum anderen Teil wollen die Institutionen des Umweltinformationsnetzwerks selbst direkt online gehen.

Nach Angaben von Projektleiter Stefan Jensen gilt es allerdings, noch gewisse politische Widerstände zu überwinden. Einige, vor allem südeuropäische Länder tun sich mit der EU-Umweltinformationsrichtlinie schon jetzt schwer und wollen selbst der Europäischen Umweltagentur nur zögerlich die Daten für die Umweltberichte überlassen. Auch die Bundesrepublik hat die EU-Richtlinie nur sehr restriktiv in nationales Recht umgesetzt. Das ETC/CDS, das als eines von acht Themenzentren der Europäischen Umweltagentur fungiert, ist im hannoverschen Umweltministerium zu Hause, da es auf dem niedersächsischen Umweltdatenkatalog aufbauen kann. Nach Angaben von Stefan Jensen wollen sowohl die US-amerikanische EPA als auch das UNEP der Vereinten Nationen beim Aufbau ihrer Umweltdatenbanken mit dem ETC/CDS kooperieren. Jürgen Voges

Adresse: www.eea.dk/ oder

www.mu.niedersachsen.de/cds/