Nachschlag
: Extraportion Leben

■ 10 Jahre Wave-Pop mit „The Convent“

Es war ein gelungener Geburtstag, den The Convent am Mittwoch im Modernes feierten. Auf zehn Jahre Wave und Pop der intelligenten Sorte können die Hambergener Düsterhelden zurückblicken. Und dieses Bühnenjubiläums gedachte das Quartett mit der Meldeadresse im Landkreis Osterholz mit einem traurigen, aber wunderschönen und großartigen Konzert.

Die Gäste, die The Convent extra zu diesem Anlaß in die Neustadt geladen hatten, stahlen ihnen zunächst allerdings beinahe die Schau. Einen Adrian Borland, der als Kopf von The Sound schließlich Wave-Geschichte schrieb, mit Begleitband als Gratulanten im Vorprogramm einzuladen, ist riskant. Mit einem furiosen Gitarrenpop-Set sorgte der wild umher wirbelnde Engländer für einige ernsthafte Tanzanfälle unter den gut 300 Besuchern, die sich wehmütig an vergangene Indie-Tanznächte erinnert fühlten.

Zur gelungenen Dramatik des Geburtstagsabends gehörte aber auch ein Stimmungswechsel: Ex-Chameleons-Sänger Mark Burgess war ebenfalls aus London eingeflogen, um zusammen mit der Gitarristin Yves Altana auf dem Barhocker zur Akustischen einige Eigenkompositionen zur Party beizusteuern. Schon diese schlichten, von der satten Stimme des Briten getragenen Stücke brachten den Laden zum Mitwippen.

Das nostalgische Element im Musikstil Düsterpop als Aufhänger zur zeitgemäßen Tanzparty zu nutzen, gelang The Convent erneut. Auf Platte sind die Niedersachsen etwas für stille Stunden – feinsinnige, wohltemperierte und gut komponierte Popmusik voller Keyboards und verhallenden Gitarren in Moll. Von den feinfühligen Arrangements der Studiowerke war live allerdings nicht viel zu hören. Wo sich auf Vinyl die halbakustische und sanft verklirrte Sechssaitige trefflich ergänzen, mußte Jojo Brandt live auf das Brett setzen. Schließlich kann er da nur eine Gitarre gleichzeitig anschlagen. Das tat er aber beeindruckend gut.

Obwohl so die kleine Oboe oder das klimpernde Piano, die auf den Tonträgern das Arrangement auflockern, fehlten, blieb live immerhin die Dynamik. Weil The Convent zudem in van Putten einen stimmgewaltigen Frontmann haben, wurde aus dem sensiblen Studiomaterial eine tanzbare Livepackung, bei der das Zusehen und Zuhören Spaß machte. Diese Extraportion Leben tat dem sinnigen Wave des agilen Quartetts gut. Auch wenn schon Ende der 80er Jahre der Düsterpop out war – The Convent rockten ihn zeitlos gut. Nach einer Dreiviertel Stunde tanzte das prall gefüllte Modernes zu traurig-schönen Weisen, sang aus vollem Halse und benahm sich so ausgelassen, wie man es von Besuchern eines Fun-Punk, aber nicht eines Wave-Konzert erwartet hätte.

Lars Reppesgaard