Rot-Grün-Rosa nicht mischbar

■ Keine Frage der PDS, sondern der Unfähigkeit der SPD, meint der Ostler

Natürlich durfte diese Frage nicht fehlen. Was dran sei an den Stasi-Vorwürfen, fragte die Moderatorin und tat so, als hätte sie mit dieser Frage die Welt bewegt und nicht einen alten Kanten Brot in saure Milch getunkt.

Was mag Gregor Gysi gedacht haben? Wieder ein Verhör? Wieder das Auftischen der abgestandenen Suppe, IM „Notar“ gewesen zu sein? Und vor allem: Soll er überhaupt noch antworten?

Gregor Gysi, Chef der PDS- Bundestagsfraktion, antwortete. „Wenn es das Ministerium für Staatssicherheit nicht geschafft hat, mich zu einem IM zu machen, dann schafft es die Gauck-Behörde auch nicht.“ Applaus in Prenzlauer Berg. Und basta.

Natürlich mußte sich Petra Pau, die PDS-Landesvorsitzende, die Frage gefallen lassen, wie denn und ob überhaupt die PDS die Parteigeschichte aufgearbeitet habe. Natürlich hat sie gesagt, die SED sei für das Scheitern des Sozialismusversuchs in der DDR verantwortlich, und natürlich hat sie hinzugefügt, viel wichtiger sei, daß sich die PDS den Problemen von heute stelle – konkret: politische Konzepte zu entwicklen, um die Verhältnisse zu ändern.

Das will, natürlich, auch Wolfgang Thierse, der SPDler. Aber, bitte schön, ohne die PDS, die solle erst gar nicht antreten zur Bundestagswahl, weil sich an der Frage, mit der PDS koalieren oder sich von ihr tolerieren zu lassen, die SPD und die Grünen zerreiben würden. Vor allem im Westen, wo 75 Prozent der Menschen gegen eine Zusammenarbeit mit der PDS seien, „da gibt es bitterste Erfahrungen“. Und überhaupt: Die PDS verhindere nur den dringend notwendigen Machtwechsel in Bonn.

Ist Thierse nun völlig wahnsinnig geworden? Ist die SPD etwa am Magdeburger Rot-Grün- Rosa-Modell zerbrochen? Oder ist es nicht so, daß sich die SPD selbst zermahlt? Etwa daran, sich zu keiner klaren Rot-Grün-Aussage durchringen zu können oder endlich klar Schiff zu machen in der Kanzlerfrage. Vielmehr mauschelt sie, wie in Berlin, mit der CDU, anstatt Landowskys Ausflüge in die verbalen Niederungen zum Anlaß zu nehmen, aus der Großen Koalition auszusteigen. Nein, Herr Thierse, die Frage, ob es 1998 zu einem Regierungswechsel kommt, ist keine Frage der PDS. Sie entscheidet sich an der Reformbereitschaft in der Gesellschaft – und daran, ob die SPD überhaupt eine Alternative zu Kohl und Co ist.

Woher – wohin? Die Antwort? „Woher“ driftet in abgehangene Vorwürfe ab; „wohin“ in die Tatsache, daß sich Rot und Grün und Rosa nicht mischen lassen. Jens Rübsam