Einseitig gegen den Konsens

■ „Bündnis für Ausbildung“in Schleswig-Holstein geschlossen – aber wie in Hamburg ebenfalls ohne die Gewerkschaften

Unter dem Protest des DGB unterzeichneten gestern in Kiel Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) und Vertreter mehrerer Organisationen ein „Bündnis für Ausbildung 1997“. Darin verpflichten sich Handwerk und Wirtschaft sowie der öffentliche Dienst zu einem Maßnahmenbündel, um genügend Ausbildungsplätze zu erreichen. In Schleswig-Holstein sind im Vorjahr knapp 19.000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. Das waren 3,4 Prozent weniger als im Jahr davor.

Zum Streit mit dem DGB-Landesverband Nordmark führte eine Vereinbarung zwischen Handwerkskammern und dem Bildungsministerium, daß ab dem zweiten Lehrjahr im Rahmen der dualen Ausbildung der Berufsschulunterricht nur noch an einem Tag in der Woche stattfinden soll. „Mit dieser einseitigen Vereinbarung wurde der Konsens für ein gemeinsames Bündnis für Ausbildung aufgekündigt“, erklärte die DGB-Bezirksvorsitzende Karin Roth. Der DGB werde sich, wie neuerdings auch in Hamburg (siehe S. 29) nicht an einem „Etikettenschwindel“beteiligen. „Wenn die Anstrengungen der Wirtschaft nicht ausreichen, um genügend Ausbildungsplätze zu schaffen, dann muß eine Finanzierungsregelung getroffen werden, die zu einem Lastenausgleich zwischen den Betrieben führt“, forderte Roth erneut eine Ausbildungsplatzabgabe.

Simonis bezeichnete dagegen das Bündnis als „positives Signal für junge Menschen“. Die Neuorganisation des Berufsschulunterrichtes nannte sie einen „Kompromiß, bei dem sich die Landesregierung und die Wirtschaftskammern erheblich aufeinander zubewegt haben“. lno