Vokale Kapriolen

■ Maria João bezauberte im KITO

Die portugiesische Vokalistin Maria João ist schon fast ein Stammgast in Bremen. Seit sie ab Mitte der 80er Jahre mit ihren vokalen Kapriolen europaweit für Aufhorchen sorgte, war sie regelmäßig hier zu hören. Von Anfang an kennzeichnete ihre Musik eine spannungsreiche Verknüpfung von Jazzelementen und improvisatorischen Passagen, in denen sich Fragmente portugiesischer Popularmusik und afrikanischer Provenienz fanden.

In den letzten Jahren hat João sich immer weiter von Jazz-idiomen gelöst. So standen am Dienstag abend im ausverkauften KITO ausgedehnte akrobatische Exkursionen im Mittelpunkt, die der Sängerin Raum für ihre großartige Vokaltechnik gaben. Oft bildeten Unisono-Linien von Piano und scat-artigem Gesang das Intro für Joãos vokalakrobatische Ausflüge. Dann ahmte sie, zart mit den Lippen schmatzend, plätscherndes Wasser nach, hauchte leichte Winde in den Raum oder verfiel in imaginierte Dialoge. Dies unterstrich sie mit expressiven Gesten und dramatischer Mimik, so als wenn sie die fiktiven Szenen gerade durchleben würde.

Bei aller technischen Finesse und faszinierenden Passagen, die João unangestrengt zeigte, wiederholte sich im Laufe des Abends doch vieles. Vorherrschend war eine ethnojazzige Stimmung mit Anklängen an brasilianische und afrikanische Rhythmen, unterbrochen von fast chansonartigen Liedern. Drummer Martin France arbeitete viel mit Besen, Bassist Kai Eckhardt de Camargo spielte seinen fünfsaitigen E-Bass vorwiegend in singenden, elegischen Bereichen. Das Pianospiel Mario Laginhas zeigte Einflüsse von Keith Jarrett, impressionistische Klangfarben dominierten. Das begeisterte Publikum entließ die Sängerin erst nach zwei Zugaben. Arnaud