Chancengleichheit ade?

■ In der grünen Bundestagsfraktion gibt's bildungspolitischen Krach

Berlin (taz/AP) – In der Bildungspolitik droht ein „deutlicher Richtungswechsel“. An die Stelle demokratischer und gleichberechtigter Mitbestimmung kommt die Stärkung der Hochschulleitungen, Ausgrenzung statt freien Zugangs zur Bildung erwartet die Studenten und „Marktradikalismus und Elitendiskussion“, die eine Zwei- Klassen-Gesellschaft fördern. „Studenten und wissenschaftliche MitarbeiterInnen würden das Nachsehen haben.“ Zu diesem düsteren Ausblick auf die künftige Lage an den deutschen Hochschulen kommt die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Elisabeth Altmann in einer gestern verbreiteten Presseerklärung.

Wer in dieser tiefgreifenden Wende allerdings ein Werk des Bundesbildungsministers Jürgen Rüttgers vermutet oder nun gar die Rückkehr von Peter Glotz in die Bundespolitik befürchtet, sieht sich getäuscht. Urheber der Altmannschen Hochschulmisere ist kein geringerer als ihr Fraktionskollege Matthias Berninger. Der war am Dienstag in einer Kampfabstimmung mit 25 zu 9 Stimmen gegen Altmann zum Sprecher der Grünen für Hochschulpolitik gewählt worden. Berninger hatte mit seinem Bafög-Modell Baff für die Schlagzeilen gesorgt, die man bei Altmann vermißte. Die Lehrerin aus dem Allgäu, so wußte die Süddeutsche Zeitung zu berichten, sei vielen in der Fraktion „zu sozialdemokratisch“ gewesen. Berningers Credo hingegen, so kontert Altmann, laute: „Hauptsache, man zeigt sich regierungsfähig – auch wenn es schwarz-grün ist.“ Da wundert es nicht, daß Berninger von einem Richtungswechsel spricht, wo Altmann der Chancengleich ade sagt. dr