■ Die sogenannte „Milieutheorie“ ist endgültig widerlegt
: Obdachlosigkeitsgen entdeckt!

Schon seit einiger Zeit hat die Wissenschaft Klarheit darüber erlangt, daß die Anfälligkeit für Straftaten vererbbar ist und als Veranlagung in den Genen schlummert. „Das Verbrechensgen“ titelte seinerzeit eine große deutsche Illustrierte, womit das Wissen um die chromosomale Prädisposition krimineller Karrieren Allgemeingut wurde.

Zur Folge hatte das einerseits, daß notorische Verbrecher entschuldet waren – es hat schlicht keinen Zweck, sich gegen die Allmacht der Erbsubstanz aufzulehnen. Andererseits muß ein auf Resozialisierung abzielender Strafvollzug seither zwangsläufig als Anachronismus aus grauer Vorzeit erscheinen; aus einer Zeit, da man in heute kaum mehr vorstellbarer Ignoranz dem „Milieu“ die Schuld für Gesetzesbrüche in die Schuhe schob. Ja, die „Milieutheorie“ galt regelrecht als diskutables Erklärungsmodell.

Aus. Vorbei. Der Rasenmäher der Aufklärung hat sie ein für allemal ins Reich der Mythen und Irrlehren verbannt – wo ihr ein festes Plätzchen neben Alchimie und Hexenglaube zukommt.

Statt dessen häufen sich derzeit Indizien, die belegen, daß noch weitaus größere Wegstrecken unseres Wandelns in der Welt von vornherein vorgezeichnet und festgelegt sind, als es uns subjektiv vielleicht scheinen mag; daß wir mithin nicht viel mehr sind als Marionetten unserer Desoxyribonukleinsäuren.

Wissenschaftler der Yale-Universität haben herausgefunden, daß es ein Gen für Obdachlosigkeit gibt.

Mittels eines neuartigen spektralanabolischen Zentrifugalverfahrens verglichen sie die DNA von Obdachlosen mit der von durchschnittlichen Reihenhausbesitzern – und stellten markante Abweichungen fest. Dabei erwies sich ein Chromosomabschnitt des C3PO-Sektors als regelrechtes „Obdachlosigkeitsgen“; es scheint maßgeblich für die spätere Wohnungslosigkeit seiner Träger verantwortlich zu sein.

Ein Sprecher des Forschungsbereichs Mikrobiologie der Yale- Universität erläutert: „Wir fanden das Gen häufig bei den Angehörigen der unteren sozialen Schichten.

Dort scheint es besonders verbreitet zu sein. Spätestens wenn die Träger erwachsen sind, ihren Beruf verlieren und aus ihren sozialen Bezügen herausgerissen werden, bricht das Gen durch. Da kann man dann nichts mehr machen... Wir hoffen, daß wir demnächst ein Verfahren zur Früherkennung entwickeln werden, das uns ermöglicht, schon bei Embryonen die Veranlagung zur Wohnungslosigkeit zu erkennen und sie dann gegebenenfalls zu selektieren.“

Bleibt abzuwarten, was die weiteren Forschungen ergeben. Mit Sicherheit jedoch sind die Erkenntnisse der Yale-Forscher ein Schritt in die richtige Richtung: Am Massachusetts Institute of Technology (MIT) wird daran anknüpfend derzeit untersucht, inwieweit beispielsweise auch Hunger, das heißt Nahrungsmittelknappheit, unter der Bevölkerung genetisch vorprogrammiert ist. Arbeitshypothese ist die Vermutung der Existenz eines sogenannten Hungergens, das offenbar besonders bei der Landbevölkerung in Drittweltländern verbreitet sein könnte. Holm Friebe