Freundlich mit Problemkunden umgehen

■ Die Gleichstellungsbeauftragte der Telekom, Helegine Ihlefeld-Bolesch, über ihre Arbeit

taz: 1919 wurde die erste Frauenbeauftragte bei der Post berufen. Hat sich für die Gleichstellungsbeauftragte von 1997 viel geändert?

Ihlefeld-Bolesch: Eine Frauenbeauftragte im heutigen personalrechtlichen Sinne hat es 1919 bei der Post natürlich noch nicht gegeben. Allerdings ist es durchaus richtig, daß die Post als erste im öffentlichen Dienst überhaupt Frauenarbeitsplätze angeboten und somit eine Vorreiterrolle gespielt hat.

Inzwischen hat sich viel getan. Bei der Deutschen Telekom ist der Fachbereich Gleichstellungsbeauftragte als Stabsaufgabe direkt dem Personalvorstand unterstellt. Dabei wird er von insgesamt 27 Vollzeit-Gleichstellungsbeauftragten in der Fläche unterstützt. Ziel ist es, mehr Frauen für Führungspositionen und für technische Bereiche zu gewinnen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen und beim Wiedereinstieg beispielsweise nach der Babypause zu helfen.

In der Studie von Ursula Nienhaus wird dargelegt, wie sich Männer die wichtigsten Posten zu sichern verstanden. Wie sieht das bei der Telekom von heute aus?

Ein Drittel unseres Personals sind Frauen. Sie arbeiten vorwiegend, zu 84 Prozent, im mittleren Dienst. Ihre Zahl vor allem im mittleren Management steigt jedoch stetig an. In den Personalebenen I bis II, also im Management, erhöhte sich der Frauenanteil von 1991 bis 1995 von 5,7 auf 9,4 Prozent. Im mittleren Dienst liegt der Frauenanteil heute bei 47 Prozent, im gehobenen bei 13,6 Prozent.

Das „Fräulein von der Post“ kennen wir heute nur noch als Telekom-Auskunftsdame. Warum sind dort hauptsächlich Frauen beschäftigt? Und haben diese immer noch gegen Anzüglichkeiten von Anrufern zu kämpfen?

In der Fernsprechauskunft Inland sind derzeit rund 80 bis 85 Prozent der Mitarbeiter weiblich. Die flexiblen Arbeitszeiten bieten vor allem Frauen mit Kindern viele Vorteile. Belästigende Anrufe kommen immer wieder mal vor. Eine wissenschaftliche Studie der Universität Kiel über die „Sexuelle Belästigung am Telefon im Dienst“, die die Telekom 1993 in Auftrag gegeben hat, ergab, daß die Mehrheit der Befragten in der Auskunft oder Störungsannahme schon einmal am Telefon belästigt wurde. Im Rahmen von ständigen Fortbildungsprogrammen für kundendienstliches und kundenfreundliches Verhalten werden die Mitarbeiterinnen deshalb auch im Umgang mit Problemkunden unterwiesen.

Sind Sie selbst post-feminin?

Ich denke, daß man diese Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte nur erfolgreich und sinnvoll machen kann, wenn man Feministin im richtig verstandenen Sinne ist. Als Post-Feministin sehe ich mich allerdings nicht. Das wäre mir zu eng. Interview: Ute Scheub