Interview: Frank Ulrich Montgomery
: „Dem Wasserkopf opfern“

■ Der Präsident der Ärztekammer Hamburg über das Schicksal des Hafenkrankenhauses

taz: Was halten Sie von der Schließung des Hafenkrankenhauses?

Frank Ulrich Montgomery: Gar nichts. Das Hafenkrankenhaus muß erhalten bleiben. Zum einen ist es ausgelastet, preisgünstig und profitabel. Zum anderen braucht das Viertel sein Krankenhaus. In ganz Hamburg liegen Krankenhäuser nebeneinander, nur den sozial Schwächsten soll ihres genommen werden.

Was ist in St. Pauli besonders?

Es gibt dort ein typisches Verletzungsspektrum, etwa Stich- und Schußverletzungen. Solche chirurgischen Fälle könnten durch eine Ambulanz niemals abgefangen werden. Und auch nicht in St. Georg, wenn dort etwa wie geplant die Bauchchirurgie abgebaut wird. Hinzu kommt, daß das Hafenkrankenhaus am meisten Erfahrung mit der Behandlung von Randgruppen hat. Diese können nur dort behandelt werden und würden Ärzte und Patienten in Altona oder St. Georg überfordern.

Wieso gilt das Hafenkrankenhaus als so günstig?

Es verfügt über eine sogenannte Regelversorgung und ist damit billiger als etwa die Uni-Kliniken und andere Häuser, die höherstufige Versorgungen anbieten.

Wo sonst kann gespart werden?

Das Hafenkrankenhaus soll nur geopfert werden, damit der Verwaltungswasserkopf des Landesbetriebs Krankenhäuser erhalten werden kann, der in Hamburg doppelt so teuer ist wie in Flächenstaaten.

Auch die Verwaltung hat ihre Arbeitsplätze ...

Die Krankenkassen sind nicht dazu da, Arbeitspätze zu finanzieren. Ich bin sicher, daß notfalls bei der Fluktuation in Krankenhäusern auch die Leute aus dem Hafenkrankenhaus anderswo untergebracht werden könnten.

Was kann für das Hafenkrankenhaus getan werden?

Man sollte das Strukturkonzept der Belegschaft prüfen. Eine Zusammenlegung mit der Notfallpraxis Stresemannstraße der Kassenärztlichen Vereinigung wäre sicherlich möglich und auch wichtig. Fragen: uwi