■ Tricky: Irische Kirchengeldgeschäfte
: Kriege für die Wohlfahrt

Dublin (taz) – Selig sind die Heuchler, denn ihnen gibt's der Herr besonders gerne – zum Beispiel der protestantischen Church of Ireland. Sie hat große Summen in die britische Rüstungsindustrie investiert, wie die Dritte-Welt-Organisation Action From Ireland herausgefunden hat. So haben die Kirchenbosse 46.000 Aktien von GEC, dem zweitgrößten britischen Rüstungsunternehmen, im Wert von umgerechnet knapp einer halben Million Mark unter ihren Soutanen angehäuft. Und weil man offenbar weniger auf Gott als auf die Kriegsgerätehersteller vertraut, hat man darüber hinaus in Vickers und GKN investiert.

Eine sichere Anlage, so meint auch die protestantische St. Stephen-Waisenhilfsorganisation, die ihr Geld ebenfalls in diesem Bereich angelegt hat. Ein genialer Schachzug: Der nächste Krieg kommt den Waisenkindern zugute, deren Nachschub dadurch ebenfalls gesichert ist – einer der wenigen Fälle also, wo auf einen Schlag sowohl die Wohltätigkeitsgelder als auch die Wohltätigkeitsobjekte vermehrt werden. Ähnliches ist bisher nur der Guinness- Brauerei gelungen, die mit einem kleinen Teil ihrer Profite Obdachlose und Alkoholiker unterstützt.

Der Pressesprecher der Church of Ireland, Robert Sherwood, wies ausdrücklich darauf hin, daß die betreffenden Unternehmen nicht nur Mordinstrumente, sondern auch Gesundheitsprodukte herstellten. Es sei halt alles „eine Frage der Definition“, sagte er: „Ich glaube nicht, daß es nur schwarze und weiße Antworten auf all diese Fragen gibt.“ Aber fromme Gewinner.

Auch die Presbyterianische Kirche verdient kräftig am Kriegsgerät. Man gönnt sich ja auch sonst nichts: Denn Investitionen in Alkohol, Tabak und Glücksspiele sind dieser calvinistisch-protestantischen Sekte strikt verboten. Deshalb hat man sich eben 100.000 GEC-Aktien im Wert von einer Million Mark zugelegt.

Die katholische Kirche Irlands schüttelt in Anbetracht der Aktivitäten ihrer Konkurrenz jedenfalls das verlogene Haupt: Man wolle weder direkt noch indirekt mit der Waffenproduktion in Verbindung gebracht werden, sagte ein Sprecher entschieden. Es geht ja auch einfacher: Jedes Dorf und jeder Stadtteil hat eine katholische Gemeindehalle, die abends in eine überaus lukrative Bingo-Spielhölle umfunktioniert wird. Ralf Sotscheck