Herr Bischof beim Telefonsex erwischt

■ Der Fuldaer Bischof Johannes Dyba versteht keinen Spaß: Kabarettprogramm gekippt

Bayreuth (taz) – „Wir werden die Nummer weiter spielen, von einem Bischof lassen wir uns nichts vorschreiben.“ Heidi Friedrich, die eine Hälfte des weiblichen Kabarettduos „Die Tanten“ aus der fränkischen Bischofstadt Bamberg, gibt sich gelassen.

Zwei Kilo hat sie abgenommen, nachdem auf Druck des Fuldaer Bischofs Johannes Dyba am 21. November ein Auftritt der Kabarettistinnen in Schwäbisch Hall abgesagt wurde. „Die Tanten“ drohen ihr Programm „Der Weg ist das Ziel“ allerdings weiterhin ungekürzt und unzensiert an. „Schon allein deshalb, weil Dybas Reaktion für uns die beste Werbung ist.“

Skandal in Schwäbisch Hall? Dr. Dr. Dyba fühlte sich „beleidigt und verunglimpft“, weil in einer Kabarettszene zwei Nonnen zur Aufbesserung der Klosterfinanzen Telefonsex betreiben. Der Witz dabei: Es ist die Rede von „Fulda“ und einem „Herrn Bischof“. Dyba kommt als Kunde in der Szene namentlich gar nicht vor. „Wir wußten gar nicht“, sagt Heidi Friedrich, „daß die Kirche eine solche blühende sexuelle Phantasie hat. Wir hatten in der Szene eher an einen Herrn mit dem bürgerlichen Namen Bischof gedacht.“

Die humorlose Reaktion der Stadt Schwäbisch Hall, in der derzeit der Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters tobt, zeigt nach Meinung der „Tanten“ den starken kirchlichen Einfluß und die provinzielle Verklemmtheit im Umgang mit Kabarett. „Die kannten die Nummer gar nicht und wollten uns trotzdem zensieren oder ausladen, noch dazu mit der Lüge, daß der Auftritt wegen Krankheit ausfällt“, so Heidi Friedrich. „Die Veranstalter wollten uns sogar untersagen, auf der Bühne über den Fall zu sprechen. Eine Zumutung. Da haben wir nicht mitgemacht.“

Die Gage bekam das Kabarettduo auch so, weil es ja nicht vertragsbrüchig geworden ist. 8.000 Mark Konventionalstrafe will der ehrpusselige Erzbischof jedoch haben, falls „Die Tanten“ ihn oder „Herrn Bischof“ im Zusammenhang mit Telefonsex erwähnen. Die Unterlassungserklärung haben „Die Tanten“ bisher „natürlich nicht unterschrieben“. Ob Dyba künftig Spione des Vatikans zu den Auftritten der „Tanten“ schickt, war nicht zu erfahren. Sein Pressesprecher lehnte jede weitere Stellungnahme zu der Affäre ab. „Die Tanten“ überlegen nun, „ob wir ihm den Tourplan zuschicken. Wenn die Kirche im katholischen Raum weiter Druck auf die Veranstalter ausübt und alle unsere Auftritte ausfallen, verdienen wir unser Geld wenigstens im Schlaf.“ Manfred Otzelberger