Unternehmen Notarzt

■ Noch mehr Ärzte schieben privaten Nachtnotdienst / 300 Mark pro Hausbesuch

Bremen scheint ein aussichtsreiches Feld für private Notdienste zu sein. Anders ist nicht zu erklären, daß sich innerhalb eines guten Jahres bereits der zweite privatärztliche Notdienst hier niederlassen will. Der Gründer des neuen „Arzt-Notruf“ kommt aus Hamburg. Er heißt Tammo Biallas, ist Mitbegründer von rund 17 weiteren Niederlassungen in ganz Deutschland – und will endlich auch das Bremer Feld beackern.

Eine mitternächtliche Nierenkolik oder andere mehr oder weniger schwerwiegende Notfälle, die vom kassenärztlichen Notdienst nicht persönlich per Hausbesuch betreut werden – sowas soll in Bremen nie wieder vorkommen. So versprach es auch schon der früher gegründete „privatärztliche Notdienst“. Voraussetzung: Patientin oder Patient sind in der Lage, tief ins eigene Portemonnaie zu greifen. Rund 300 Mark kostet der Hausbesuch-Service des „Arzt Notruf“, der ab 1. Dezember in Bremen startet.

Außerhalb der regulären Praxissprechstunden wird er an allen 365 Nächten im Jahr Ärzte zum Hausbesuch schicken, an Wochenenden und Feiertagen sogar rund um die Uhr. „Wir kommen immer“, wirbt der Geschäftsführer des neuen „Arzt-Notruf“ in Bremen für seine Firma. „In 30, spätestens in 45 Minuten sind wir vor Ort“, verspricht er. Fast 20 FachärztInnen, AnästhesistInnen und AllgemeinmedizinerInnen seien als MitarbeiterInnen dafür quasi handverlesen worden. Für medizinisches Fachpersonal sei es überaus attraktiv, bei den privaten Diensten zu arbeiten. Darunter solche, die auch für den kassenärzlichen Notdienst arbeiten, weil sie als niedergelassene Ärzte dazu verpflichtet sind.

„Dieser Dienst ist rein wirtschaftlich orientiert“, sagt dazu der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Jürgen Grote. Von dem Versprechen „immer zu kommen“ hält er nichts. Im Gegenteil: „Viele Patienten sind doch schneller in unserer gut ausgerüsteten Notfalldienst-Zentrale in der Richard-Wagner-Straße.“

Manchmal sei der Arztbesuch ohnehin überflüssig – weil es gar keinen Notfall gebe. Daß ein Arzt dafür ausrücke, ohne mit dem Patienten gesprochen zu haben – wie es bei den Privaten geschehe – gebe es bei den Kassennotärzten nicht.

Grotes größte Sorge aber sind teure Mißverständnisse: „Wir wissen von Kassenpatienten, die nicht ahnten, daß sie für den privatärztlichen Notdienst richtig viel Geld auf den Tisch legen mußten“, sagt Jürgen Grote.

Verwechselungen seien leicht möglich: Die Nummern der Notrufe beginnen alle mit den Ziffern eins und neun, ob privat oder kassenärztlich. Grote warnt: „Die Kassen sind nämlich nicht verpflichtet, die privatärztliche Versorgung zu bezahlen.“ Das sieht Arzt-Notruf Mitbegründer Tammo Bialas anders: „Wir haben in vielen Städten eine Abrechnung mit den Kassen erreicht.“ ede