Idealer Bodyguard und behilflich bei der Partnersuche

■ Ex-KGB-Agenten kümmern sich um die „Wirtschaftssicherheit“ am Standort Rußland: mit guten Beziehungen und verläßlichen Informationen für Investoren

„Da hatte sich so eine deutsche Firma in den Kopf gesetzt, im südrussischen Stawropol zu investieren. Ein Joint-venture wurde gegründet, denn ohne russischen Partner findet sich kein Fremdling im hiesigen Geschäftsdickicht zurecht. Aber als die Deutschen ein Jahr später wieder kamen, saß an der Spitze ihrer Partnerfirma nicht mehr der ihnen bekannte Herr Iwanow, sondern ein Herr Petrow. Und der wollte überhaupt noch nie etwas von ihnen gehört haben. Die deutschen Geschäftsleute gingen zur Stadtverwaltung, bei der die Firma registriert worden war. Aber dort, wie merkwürdig!, waren die entsprechenden Dokumente einfach nicht zu finden.“

In Moskau brillieren mit diesem Beispiel Jewgeni Karabanow und Juri Rudakowski, Präsident und Vizepräsident der „Assoziation für Internationale Zusammenarbeit Nichtstaatlicher Sicherheitsstrukturen“ – russisch abgekürzt: ANSB. „Besser“, schließen sie, „kämen solche Firmen gleich zu uns. Denn jede Investitionstätigkeit in Rußland fängt mit der Partnersuche an – und kann auch sehr schnell damit enden.“ Daß westliche Firmen in Rußland nach wie vor zaghaft investieren, liegt eben nicht nur an der wackeligen Gesundheit Boris Jelzins, sondern vor allem an ihrer Angst vor der Mafia und an den Schwierigkeiten, sich zuverlässig zu informieren. Hier schafft die ANSB Abhilfe. Als „führend im Bereich der Wirtschaftssicherheit“ wird sie im Moskauer „Haus der Deutschen Wirtschaft“ empfohlen. Die ANSB vereinigt über 50 Einzelfirmen in ganz Rußland; von denen stellt eine den idealen Bodyguard, eine andere das Finanzierungsschema. Allein in Moskau stehen bei ANSB 4.000 Menschen in Lohn und Brot.

„Damit unsere Mitarbeiter sich zu Hause fühlen!“ erläutert Ex- KGBler Rudakowski das Porträt des Begründers des russischen Massenterrors Felix Dserschinski an der Wand des sonst schmuckarmen Vize-Präsidentenkabinetts. Zehntausende von Mitarbeitern der Miliz und der Staatssicherheitsorgane wurden in den letzten Jahren frühzeitig pensioniert, während die Regierung diese Strukturen umorganisierte. Andere gingen von selbst. Bei der ANSB sind sie willkommen, samt ihrer guten Beziehungen zu in Amt und Würden verbliebenen Ex-Kameraden.

Präsident Jewgeni Karabanow zählt gern seine größten westlichen Geschäftspartner auf: von der dänischen Firma Stimorol, deren Kaugummis die Welt umspannen, bis zur Schweizer Sadko. Mit Siemens ist man „im Gespräch“. Schon strebt die „Assoziation“ nach offiziellen internationalen Abkommen. Eben wurde eines mit der französisch-russischen Handelskammer unter Dach und Fach gebracht. „Die Deutschen zaudern“, konstatiert Karabanow mit Bedauern. Und dann setzt der Ex- Geheimdienstler noch eins drauf: „Dabei müßten sie uns geradezu drängen. Mit über 23 Milliarden Dollar ist Deutschland unter den Einzelnationen der größte Gläubiger des jungen Rußland. Wer soll das alles einmal eintreiben, wenn nicht Leute wie wir?“ Barbara Kerneck, Moskau