Tiefkühlhähnchen am Bühnenhimmel

■ Das haben Kinder nicht verdient: Das Waldau Theater langweilt mit „Peter Pan“

„Peter Pans Abenteuer gehören zu den beliebtesten Kindergeschichten der Welt, denn sie haben alles, was Kinderherzen höher schlagen läßt“, schreibt das Waldau Theater im Handzettel zum neuen Stück. Richtig ist: Peter Pans Fantasiewelt aus Zauberstab, glitzerndem Silberstaub und flatterndem Feenmantel ist extrem werbewirksam, wenn es darum geht, das Kind als Kunden zu erreichen. Eiscreme, und Vergnügungsparks werden so beworben. Falsch ist hingegen, daß spießige und langweilige Kinder-theaterinszenierungen vom Zauber Peter Pans automatisch gerettet würden.

Dabei schien alles so leicht. Da sind Wendy, ihre Brüder John und Michael, das Nesthäckchen- ganz normale Kinder wie geschaffen zur Identifikation für das Publikum. Eines Nachts, die Mutter hat gerade das Licht gelöscht, taucht Peter Pan im Kinderzimmer auf. Er ist auf der Suche nach seinem gestohlenen Schatten. Und kaum hat Wendy ihm den wiedergefundenen dunklen Begleiter mit Nadel und Faden wieder angeheftet, soll es losgehen mit der Reise durch die Lüfte in Peter Pans Begleitung zur Insel Nimmerland.

Doch der Clou der Geschichte, die der schottische Dichter James M. Barrie, 1904 aufgeschrieb, nähre sich aus Peter Pans Flug durch die Wolken, im Waldau Theater halten Bruchpiloten das Steuer in den Händen. Statt die technischen Ressourcen des Theater voll zu nutzen und aus dem Bühnentrick eine Überraschungsnummer für die sehnsüchtigen Kinderaugen zu machen, hängt Peter Pan (Bernhard A. Wessels) schlapp von der Decke wie ein Tiefkühlhähnchen am Hacken. Bewegt sich sein technischer Flugapperat, stößt er in der Höhe an die Kulissen, die sichtbar schwanken, oder hält sich hilflos daran fest. Und so geht es weiter. Statt märchenhafter Zauberei plattfüßige Unbeholfenheit. Die Gesangsnummer der „verlorenen Kinder“ würde sich nicht mal eine Schulklasse im Weihnachtsmärchen anzubieten wagen. Müder Schlagabtausch auch beim großen Säbelduell der Piraten. Einziger Lichtblick in der phantasielos erzählten Märchengeschichte: ein quietschgrünes Krokodil, das tickt, weil es einen Wecker verschluckt hat. Die Kinder sind sofort begeistert..

Aber das wars auch schon. Offensichtlich hat Regisseur Bernd Poppe auf eine Zauberfee gesetzt und dabei ganz aus den Augen verloren, wer auf der Bühne seine Muse sein sollte: Thalia.

Susanne Raubold

Weitere Aufführungen: 4.- 8. 11. um 9 und 11.30 Uhr