Kriegswaffen im Ofenrohr deponiert

Grenzpolizei und Zollbehörden hoben in Nordschwaben das Waffenlager eines Neonazis aus und fanden ein Dutzend Kriegswaffen und kistenweise Naziembleme auf dem Bauernhof  ■ Aus Lindau Klaus Wittmann

Nach monatelangen Ermittlungen der Grenzpolizei sowie österreichischer und deutscher Zollfahnder konnte bereits vor sechs Wochen in einem Bauernhof im bayerischen Teil Schwabens ein ganzes Waffenlager mit Handfeuerwaffen, Kriegswaffen und serienweise Naziemblemen ausgehoben werden. Jedoch erst gestern meldete die Polizei ihren Fund.

Funktionsfähige Luftabwehrwaffen, Maschinengewehre, MPs, Sturmgewehre, kistenweise Munition und Hakenkreuzarmbinden stellten die Ermittler bei dieser Durchsuchung sicher. Ins Visier der Fahnder war ein 34jähriger Arbeitsloser aus dem nordschwäbischen Raum geraten, nachdem er vor knapp einem Jahr am deutsch- österreichischen Grenzübergang Pfronten mit einem Kleinkalibergewehr aufgefallen war. Vor sechs Wochen wurde sein Bauernhof zwei Tage lang durchsucht. Seit dieser Zeit sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Nähere Angaben zu ihm wollten die Fahnder nicht machen. Als Grund dafür wurden intensive Ermittlungen des Staatsschutzes genannt. Der Vizepräsident der Münchner Oberfinanzdirektion, Detlef Gruber, bejahte Vermutungen, daß die Sache einen neonazistischen Hintergrund haben könnte.

Der 34jährige hortete – neben den Waffen – kistenweise SA- und SS-Embleme und bot diese in einem Katalog an. Gehandelt hat der Verhaftete offenbar sogar mit KZ- Binden. Als „besonders widerlich“ bezeichnete Zollfahnder Herrmann eine dieser Armbinden, die eines Aufsehers im Konzentrationslager Auschwitz, die ebenfalls gestern in Lindau gezeigt wurde. Zwar sei der Beschuldigte bislang nicht einschlägig bekannt, es gebe aber Anhaltspunkte der Staatsschützer, daß der Mann sich regelmäßig mit einer „bislang nicht vom Staatsschutz erfaßten Gruppe getroffen hat“.

In der Region treiben sich seit Jahren Neonazigruppen herum. Vor etwa einem Jahr versuchte eine dieser rechtsradikalen Gruppen, sich ins Vereinsregister eintragen zu lassen. In jüngster Zeit hatte die Polizeidirektion Kempten immer wieder Razzien in der Szene durchgeführt und war dabei mehrfach fündig geworden. Spektakulär waren nach Angaben von Detlef Gruber, dem Vizepräsidenten der Oberfinanzdirektion München, im jüngsten Fall die Fundorte. „Die meisten Waffen waren brauchbar. Aber die Kriegswaffen, die Langwaffen und die Handgranaten waren sehr gut versteckt.“ Kaum ein Ort auf dem Bauernhof, an dem nichts gefunden wurde. Im Ofenrohr, in Mehl- und Getreidesäcken, in Bettgestellen oder in einem harmlos aussehenden Geigenkasten waren die Waffen deponiert. Unter anderem wurden sechs Kriegswaffen, Handgranaten, ein Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg, elf Langwaffen, zwölf Faustfeuerwaffen, Panzerfäuste und zahlreiche weitere Munition sowie Waffenteile sichergestellt. Als Herkunftsländer wurden Österreich, Tschechien, Deutschland und Polen angegeben. Eine Kalaschnikow war auch dabei. Diese will der Verdächtigte auf einem Flohmarkt erworben haben. Die Ermittler fanden außerdem ein Archiv, aus dem hervorgeht, daß an einem noch nicht bekannten Ort weitere Waffen versteckt sein müssen. Für seine Schießübungen hat sich der Angeklagte einen Schießstand in der Nähe seines Bauernhofes errichtet.