Der Zilpzalp kann aufatmen

■ 241 Hektar Werderland sind nun Natur-schutzgebiet/Regattastrecke erstmal vom Tisch

Die Kröte und der Zilpzalp können aufatmen. Das erste Mal seit 1991 wird ein Fleckchen Grün in Bremen festgeschrieben. Die Deputation für Umweltschutz und Gesundheit hat gestern einer Verordnung zugestimmt, mit der große Teile des Werderlandes zum Naturschutzgebiet werden.

Mit den 241 Hektar neuer Schutzfläche wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. „Man kann durchaus sagen, daß Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen können“, findet Umweltsenatorin Tine Wischer. Mit den Bestimmungen für das Gebiet in der Flußmarsch am linken Lesumufer geht nämlich eine Regelung über die notwendige Entnahme von zwei Millionen Kubikmetern Sand für den angrenzenden Industriepark West auf dem ehemaligen Klöcknergelände einher.

Glück für Wischer und die Umweltschutzverbände: Der Interessenkonflikt mit der Industrie und ihren politischen Partnern fiel aus. Topographische Gutachten ergaben, daß es sich einen Kilometer östlich des designierten Naturschutzgebietes am besten buddelt.

Zwar läßt die Kombilösung eines offen: Der Ausbau der Sandentnahmeflächen als Regattastrecke, wie sie Sportbootverbände und der Beirat Burglesum gefordert und Umweltschützer wie der Umweltexperte Martin Rode vom Bund für Natur und Umweltschutz Deutschland (BUND) befürchtet hatten, bleibt weiterhin denkbar. Das Reiz-Thema war, so Wischer bewußt aus den Verhandlungen ausgeklammert worden, um überhaupt eine Verständigung zu ermöglichen. Wischer: „Ich selbst halte von solchen Plänen nach wie vor wenig.“ Die endgültige Entscheidung über die Regattastrecke aber wurde vertagt - und zwar um zehn Jahre. Solange die Sandentnahme andauert, tut sich nichts in Sachen Segel-strecke, wie Wischer mitteilte.

Doch auch ohne die geforderte Rennstrecke hatte sich der Beirat Burglesum trotz monatelanger Ablehnung schließlich einstimmig für die Entwürfe ausgesprochen; denn entgegen dem ursprünglichen Entwurf der Senatorin wurden die Grenzen des Naturschutzgebietes etwa einhundert Meter nach Westen verlegt.

„Ich bin mit dieser Lösung glücklich“, erklärte Beiratssprecher Wolfgang Schlosser (CDU). Das über einen geplanten Ökopfad begeh- und beradelbare Kröten- und Wiesenvögelparadies schließt nun an das Naturschutzgebiet Dunger See an. Der Beirat hatte sich mit Erfolg dafür stark gemacht, die geschützten Flächen von den Höfen der ansässigen Bauern abzurücken. „Die Kleinigkeiten werden nun in Einzelgesprächen geklärt“, verspricht Wischer.

In ihrem Hause hofft man jetzt, daß diese erfolgreiche Konsensfindung erst der Anfang war. Schließlich trägt der Beschluß den Titel: „Verordnung über das Naturschutzgebiet Werderland (Teil I)“. „Der zweite Teil“, lacht Wischer, „soll natürlich der Rest des Werderlandes werden.“

Lars Reppesgaard