Krach um Messebau

■ Messeveranstalter kritisieren 12 Fehlplanungen bei Messe-Neubau / Viel Glas kann zu viel Hitze bedeuten

Es kracht gewaltig zwischen den Bauherren der Messehallen auf der Bürgerweide und denen, die sie mit kommerziellem Leben erfüllen sollen. Gähnende Leere in den 127,5 Millionen teuren Neubauten der Messe Bremen GmbH (MBG) befürchtet die Messen- und Ausstellungsgesellschaft Hansa GmbH (MGH), Ausrichter von Fachmessen wie der Fish'96 International. Der Grund: der funktionelle Standard der entstehenden Messehallen sei nicht geeignet, Bremen am erhofften Fachmessen-Geschäft teilhaben zu lassen.

In einem Brief an den Geschäftsleiter der Messe Bremen GmbH, Carlos Landmark, werfen die Veranstalter der MBG vor, daß die Ausstattung der Messehallen „einen reibungslosen Messe- bzw. Veranstaltungsablauf ... erheblich erschweren bis unmöglich machen“: Eine schallende Ohrfeige für die Hallenbetreiber, die sich bislang rühmten, eng mit Veranstaltern zu kooperieren. Doch von einem Dialog kann zumindest im Fall der Hansa keine Rede sein. „Wir sagen immer wieder ,Bitte achtet da- und darauf'. Aber zurück kommen von Landmark nur nichtssagende Briefe“, erzählt MGH-Geschäftsführer Peter Koch-Bodes. Der Vorstoß sei ein Versuch, „von der Stadt irreparabelen Schaden abzuwenden.“ Und der sei bei einem unzureichenden technischen Standard der städtisch gebauten und verwalteten Hallen unvermeidlich.

Zwölf Mängel werden in dem Brief aufgezählt, darunter architektonische Bubenstücke wie Säulen und gemauerte Abstiege mitten in der Halle und fehlende Kassenhäuschen im Außenbereich. Zudem vermißt man Steckanschlüsse für Wasser, Strom und Druckluft. All das habe man, erklärt dagegen der Pressesprecher der Messe Bremen GmbH, Thorsten Haar, längst gemerkt und selbst korrigiert: „Der vielseitigen Nutzung der Hallen etwa für Sportveranstaltungen steht wortwörtlich nichts im Wege.“

Schwerer aber als die korrigierbaren Bausünden wiegt nach Ansicht der Messe-Profis zweierlei: Zum einen sind die vorgesehenen Fensterreihen nicht abdunkelbar, wie Konzertveranstalter Jürgen Born frustriert festgestellt hat. Damit sind die Hallen für Konzerte ungeeignet. Born: „So wird die Mehrzweckhalle zur Einweghalle, denn wenn das Messegeschäft nicht wie erwartet läuft, können wir nicht in die Bresche springen.“ Messe-Sprecher Haar nimmt die lichte Bauweise leicht: „Wir bauen schließlich keine Konzerthallen.“ Sobald die Einnahmen fließen, sollen die Hallen aber nachgerüstet werden.

Zum anderen fehlt manchen Ausstellern eine Klimatisierungsautomatik. Koch-Bodes: „Bei der Fish International können wir in einer Halle keine 35 Grad haben.“ Für Haar dagegen ist die bislang geplante Kühlanlage ausreichend. „Sie kühlt, nur für die Luftbe- und -entfeuchtung wäre eine Klimaanlage unverzichtbar. Und nur für die Interessen von einem Veranstalter deswegen weitere Millionen zu investieren, das ist Luxusdenken.“ Eine neue Baukosten-Explosion wie beim Congreßzentrum, so die strikte Vorgabe der Stadt, darf es bei den Messehallen auf keinen Fall geben. Zudem besitze, so Haar, auch keine andere keine Messehalle in Deutschland bislang eine solche Anlage. Doch Koch-Bodes warnt: „Wenn wir nicht als Standort etwas Besonderes bieten, hat niemand einen Grund zu kommen. Deshalb sollte jetzt vernünftig ausgestattet und nicht später nachgerüstet werden. Ich kenn' die Bremer Verhältnisse, das wird dann jahrelang nichts.“ Für die Fish'98 International befürchtet er schlimmstenfalls, „daß die Aussteller den heißen Standort Bremen meiden.“ Bei dem geplanten Ausbau-Standard, so die Meinung bei der MGH, hätte man sich die Neubauten sparen können.

Lars Reppesgaard