„Wo steckt denn hier die Analyse?“

■ Markus Meckel, Romanfigur wider Willen, sieht im „Barbier“ keine Satire, hält den Text allerdings auch nicht für faschistisch

taz: Sie tauchen – wenn auch nur kurz – in unserem Fortsetzungsroman „Der Barbier von Bebra“ auf, und zwar in einer Tiefkühltruhe. Wie fühlen Sie sich als Romanleiche?

Markus Meckel: Ja, ich habe gestern ein Fax von Vera Lengsfeld bekommen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich ihr noch nichts dazu sagen können, weil ich die Texte noch nicht kannte. Ich habe deshalb zunächst einmal gesagt, daß ich es nicht schlimm finde, wen man irgendwo mal angepinkelt wird. Da sollte man dann auch nicht gleich reagieren, und schon gar nicht in der Weise, daß man die taz als Zeitung boykottiert.

Und was denken Sie jetzt, nachdem Sie die bisher erschienenen Teile des „Barbiers von Bebra“ gelesen haben?

Ich finde sie ausgesprochen schmierig und unter jedem Niveau – so daß ich mir sehr unsicher bin, ob es überhaupt sinnvoll ist, auf dieses Niveau zu reagieren. Ich würde mich zwar nicht an so etwas beteiligen wie einer Blockade, dazu spielt man das alles auch viel zu hoch. Aber ich halte den Roman nicht gut für die Reputation der taz.

Schließen Sie sich Frau Lengfelds indirektem Faschismusvorwurf an?

In der Beurteilung der Texte stimme ich Frau Lengsfeld zu, obwohl ich nicht von Faschismus sprechen würde. Allerdings knüpft der Roman an Ressentiments an und verstärkt sie sogar. Nehmen Sie zum Beispiel die Beschreibung des Hotels in Nordhausen: Da finden Sie alles, was an Wessi-Vorurteilen mal gekommen ist gegenüber Hotels im Osten. Da hätte ich der taz mehr zugetraut. Wobei ich nichts gegen scharfe Satire habe – aber das ist keine Satire.

Der „Barbier“ ist keine Satire?

Nein, das ist keine Satire. Schon sprachlich nicht, deshalb benutze ich hier auch das Wort „schmierig“. Satire bringt Dinge auf den Punkt. Sie kritisiert, verschärft, überspitzt. Aber was ist hier auf den Punkt gebracht? Nichts! Hinter Satire steckt Analyse. Ich möchte wissen, wo die hier steckt.

Sind Sie persönlich beleidigt, weil Sie ein Opfer des Bartmörders geworden sind?

Ach, wissen Sie, darüber stehe ich. Ich habe kein persönliches Problem damit, daß ich da irgendwo auftauche. Es fällt natürlich auf, daß die bisherigen Protagonisten etwas gemeinsam haben. Wenn man das ernster nehmen würde, könnte man wahrscheinlich Wetten abschließen, wer da als nächster drankommt. Aber so ernst nehme ich das nicht. Ich halte es einfach nicht für sinnvoll, auf diese Weise Werbung für die taz zu machen. Da ist mir eine bessere Werbung lieber. Interview: Carola Rönneburg