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: Themenverklumpungen

„Lendenlahm und ausgelaugt“: TV am Mittwoch

Themenabende auf arte sind richtig nett. Ordentlich bieten sie ihren Themenzusammenhang mit liebevollen Überleitungen feil. Brav heißen sie uns „willkommen“ und wünschen zuweilen sogar „Bon voyage“. Solche Artigkeiten mögen ermutigen, mit eigener Reiseroute im Kopf nach spontanen Themenabenden Ausschau zu halten.

Das ARD-Programm vom Mittwoch versprach in dieser Hinsicht Erhellendes: Vor der Reportage „Lendenlahm und ausgelaugt – Was schwächt den deutschen Mann?“, sollte tatsächlich der Spielfilm „Der Sohn des Babymachers“ gezeigt werden. Ein Werk aus der Reihe „Wilde Herzen“, bei dem ein Spezialist für künstliche Befruchtung mit dem Ergebnis seiner Samenspende konfrontiert wird. Doch leider – wohl aus Furcht vor zuviel Kohärenz – zog die ARD kurzfristig den Schwanz ein und zeigte einen Krimi.

Nackt und verloren stand Gero Gemballa nun mit seinen lendenlahmen Männern da. Wußte er doch kaum mehr als die Anekdoten des Spiegel-Titels „Müde Spermien“ nachzuerzählen. Daneben gab es den bewährten Interview-Mix aus Medizin, Soziologie und Therapie: Sexualstreß und Verweiblichung, jene Befindlichkeitsirritationen also, die in den Nachmittag-Talkshows pausenlos ventiliert werden. Ach, hätte nur der „Babymacher“ dies indirekt kommentieren dürfen.

Da aber alle TV-Sender sich mit nichts Geringerem als der „Liebe kurz vor der Jahrtausendwende“ abmühen, bildeten sich unter der Hand auf der Fernbedienung selbständig weiterführende Themenverklumpungen. So ließ „Das Venus-Projekt“ in hochartifizieller Form eine illustre Männer-Expertenrunde bruchstückhaft zu Wort kommen. Regisseurin Ulrike Filgers gelang es dabei, in ihrer „intergalaktischen Talkshow“ gleichermaßen mit dem Mythos interaktives Fernsehen und dem Mythos Liebe zu spielen. Souveränes TV, beinahe nicht von dieser Welt, in dem es abschließend hieß: „Schalten Sie ab und verlieben Sie sich in jemanden“ – ein Schlußsatz, wie für einen arte- Themenabend. Aber so spät sich noch verlieben? Dann doch lieber noch mal kurz umschalten – um sich bei Harald Schmidt den Kalauer zum Themenabend abzuholen: „Angesichts der neuesten Entwicklungen stellt sich die Frage, brauchen wir nicht neben Mutter- und Vatertag noch einen Reagenzglastag?“ Jörg Adolph