Kommentar
: Laufmasche

■ Bremer Eltern wollen mehr Schule

„Wir wollen lernen“ sagen Osterholzer I-Dötzchen – und bleiben zu Hause. Verkehrte Welt? . Für die Eltern im Bremer Osten stehen soziale Probleme und Ausländerintegration auf der Tagesordnung. Da darf nicht weiter gekürzt werden, sagen sie und beweisen sich im Schulstreik als Allround–Genies: Seit fast zwei Wochen organisieren sie morgens Kinderbetreuung, trösten ganztags Kinder, die in die Schule gehen wollen, halten abends Versammlungen ab – und diskutieren mit der Senatorin. Die Eltern absolvieren ein Mammutprogramm, das Nerven kostet. Das hat Bringfriede Kahrs unterschätzt.

Unter ihr zerrann die alte SPD-Schulsenatoren-Masche zur wahren Laufmasche: Hingehen, leere Taschen umstülpen und Schultern zucken erregt nur noch mehr Wut. Die Lücken im Senatsprogramm sind für Eltern so offensichtlich wie die Schwächen der Senatorin, die die Eltern beschwört, ihr als Lobby treu zu bleiben. Doch die Eltern lassen sich nicht blenden, rechnen Zahlenkolonnen nach und entlarven Behördentaktik. Wie das den Zeiger auf Sturm dreht, zeigt ein Gerücht, das gestern morgen unter Osterholzer Eltern kursierte: Die Senatorin habe Radio Bremen „einen Maulkorb“ verpaßt. Der Sender dürfe die Schulstreiks nicht mehr melden. Das Gerücht zerplatzte, aber der Argwohn bleibt. Das müßte hellhörig machen. Denn die Osterholzer Eltern sind nur die ersten, die sich nicht mit „Lobby“-Spielchen zufrieden geben. Eva Rhode