Verluste durch Internet

■ Infos im Internet verhageln deutscher Exportindustrie das Auslandsgeschäft

Berlin (taz) – Das Internet verspricht einerseits in Zukunft einen großen Markt, andererseits kostet es die deutsche Exportindustrie heute schon in größerem Umfang lukrative Aufträge. Der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Einzelhandels, Michael Fuchs, wird von der Financial Times mit den Worten wiedergegeben, deutsche Firmen hätten Aufträge in lukrativen Nischenmärkten verloren, da Kunden mit dem Internet Preise besser vergleichen könnten und deswegen hartnäckiger verhandelten.

Früher habe die deutsche Firma einfach den kalkulierten Preis genannt und den Auftrag meist auch bekommen. Heute würden die Kunden die besseren Angebote von vier oder fünf Konkurrenten nennen und Preisnachlässe fordern. Einen guten Teil der Informationen dafür hätten die potentiellen Kunden beim Surfen im Internet gesammelt.

Auch die deutschen Großanlagenbauer leiden unter verschärften Marktbedingungen. Spitzentechnik werde heute nur noch zu Niedrigstpreisen gekauft, sagte Verbandssprecher Paul Hochscherf gestern in Frankfurt. Die Aufträge aus dem Ausland seien um 10 Prozent zurückgegangen.

Gerade bei den Anlagen des nachsorgenden Umweltschutzes war die Konkurrenz im vergangenen Jahr offenbar besonders hart. Hochscherf, der bei der Kölner KHD Humboldt Wedag AG arbeitet, bezifferte den Auftragsrückgang in dieser Sparte auf 31 Prozent. Anlagen im nachsorgenden Umweltschutz würden eben Geld kosten, das in Zeiten knapper Kassen nicht vorhanden sei.

Die Großanlagenbauer setzen angesichts dieser Entwicklung verstärkt auf den Kraftwerksbau. Schließlich stiege der Weltenergiebedarf immer weiter. Den Umwelttechnikmarkt entdecken derweil US-Konzerne. Sie haben im vergangenen Jahr die deutsche Industrie in der Umwelttechnik erstmals seit Jahren überholt und wurden damit „Umweltweltmeister“. ten