Nobelkarossen stinken zuviel dank moderner Technik

San Francisco (taz) – Zum ersten Mal in der Geschichte des US-Automobilbaus muß eine Firma Fahrzeuge wegen zu hoher Abgaswerte aus dem Verkehr ziehen. Eine halbe Million Cadillacs vom Typ Seville und DeVille ruft General Motors dieser Tage in die Werkstätten. Die Abgaswerte der Modelle sind laut der nationalen Umweltbehörde EPA zu hoch. Die Rückrufaktion läßt sich der Multi einiges kosten: Insgesamt 45 Millionen US-Dollar. Davon gehen allein elf Millionen für eine Geldstrafe drauf. Vier Millionen muß General Motors an Programme spenden, die helfen sollen, die Luftverschmutzung besser zu kontrollieren. Für den Rest des Batzens werden die Nobelkarossen repariert. Was war geschehen? KäuferInnen der Nobelkutschen beschwerten sich bei General Motors, daß sie ihren Motor oft abwürgten, wenn Heizung oder Klimaanlage liefen. Firmeneigene Ingenieure erfanden einen neuen Chip, der das Kühl- und Heizsystem der Cadillacs steuert und mehr Sprit in den Motor spritzt, wenn das Heiz- und Kühlsystem angeschaltet ist. So werden Blamagen an der Ampel verhindert. Als Folge hiervon verbrauchen die riesigen Blechkisten nicht nur mehr Sprit, wenn Klimaanlage oder Heizung an sind. Sie pusten auch zwei- bis dreimal soviel Abgase aus, als es der amtliche Richtwert erlaubt. Festgestellt wurde dies eher zufällig, als die US- amerikanische Umweltbehörde zu Forschungszwecken einen Cadillac auf den Abgasteststand fuhr. Ingo Malcher

Foto: Bostelmann/argum