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: Uno im All

„Spacecenter Babylon 5“, Sonntag, 18.15 Uhr, Pro7

Die Gattung hat Konjunktur: Mit „Voyager“ hat Sat.1 den jüngsten Spin-off des Dauerbrenners „Star Trek“ angekauft, RTL pariert mit William Shatners „Tek War“ und mit „Space Precinct“ von „Thunderbirds“- Legende Gerry Anderson – sämtlich Science-fiction der nächsten Generation.

Vor wenigen Jahren noch war Fernseh-Science-fiction per se, genuin und durchweg „camp“. Voller Entzücken erinnern wir uns an die Flokati- und Plüschmonster in „Lost in Space“, oder an „Robby“, den klapprigen Roboter, der realiter nicht einmal bis zum nächsten Briefkasten gekommen wäre. Die porösen Pappmachékulissen aus „Star Trek“ sind noch bestens gewärtig, desgleichen der sperrhölzerne Kommandoraum aus der ersten Staffel. Damit verglichen war die Ausstattung der „Orion“ in der deutschen Serie „Raumpatrouille“ pure Futuristik.

Seit geraumer Zeit gelangt jedoch auch auf diesem Sektor avancierte Computertechnologie zum Einsatz. George Lucas' „Young Indy“-Serial beispielsweise wäre ohne die schnellen Rechnerverbände kaum machbar gewesen. Wurde die Technik dort noch möglichst unauffällig angewandt, macht sich der Fortschritt bemerkbar, sobald neue Welten entstehen oder eine gigantische Raumstation wie in der Serie „Babylon 5“ – die unendlichen Weiten erscheinen nunmehr in brillanten Farben und mit unerhörter Plastizität.

Trotz mannigfaltiger Möglichkeiten setzen die Produzenten von „Babylon 5“ nicht auf virtuelle Materialschlachten. Schauplatz ist die Raumstation selbst, die im Jahre 2258 eine Art UNO der Allbewohner beherbergt. Die politische Lage ist labil, allenthalben versuchen Polithasardeure, Piraten, Opportunisten, den Frieden zu stören.

Wie schon Gene Roddenberry nutzt auch „Babylon5“- Erfinder J. Michael Straczynski das utopische Szenario lediglich als Folie für hintergründige Parabeln auf die Gegenwart. Ob allerdings die Serie dereinst in der Rückschau gleichermaßen liebevoll erinnert werden wird wie ihre Vorläufer aus den 60er und 70er Jahren – das steht definitiv noch in den Sternen. Harald Keller