Ginger Rogers ist tot

Tanz den Alltag! Das Badezimmer in Choreographien durchschreiten oder beim Fehlen des passenden Wortes durch den Hausflur steppen, in dem man gerade an einer Liebeserklärung gescheitert ist – das war Ginger Rogers' Fach. Schon ihr Background liest sich wie ein Vincente-Minnelli-Plot: Sie ist am 16. Juli 1911 in Independence/ Missouri geboren, und zwar als Tochter eines Elektroingenieurs. Der dann natürlich bald weglief. Sweet Ginger, mit der Energie des Schlüsselkinds ausgestattet, avancierte bald zur besten Charleston-Tänzerin von Texas. Als dem Fred Astaire die Schwester weggeheiratet wurde, stand die Kreation des reibungs

losesten Paares der Filmgeschichte auf dem Plan. „Gay Divorcee“ hieß bezeichnenderweise der Film, mit dem sie zum Ikon für sprachfreie Harmonie wurden. Shall we dance? Aber sicher! Längst hatte Astaire es aufgegeben, den Tanz noch narrativ zu motivieren, so daß er eindeutig als künstlerisches Surplus obenauf saß. Nachdem ihre Wege sich getrennt hatten, wurde Rogers das „Fifth Avenue Girl“ oder „Kitty Foyle“, für die sie 1940 den Oscar bekam. In den 70ern reminiszierte sie am Broadway ihr eigenes Leben, wehrte sich aber heftig gegen Fellinis Versuch, das gleiche zu tun. Am Dienstag starb Ginger Rogers. mn