■ Neue Strategien beim Castor-Transport
: Schreib mal wieder

Er soll nicht kommen, sagt Niedersachsens Ministerpräsident. Er muß kommen, sagt der Bundeskanzler, denn der wohnt schöne 600 Kilometer weit weg vom Strahlenmüll-Lager im Norden. Mir ist das egal, sagt Erwin, denn der ganze Laden hier geht doch eh den Bach runter. Typischer Fall der menschenverachtenden Einstellung des imperialistisch-militaristischen Großkapitals, sagt Ernst- Hubert und schiebt nach, daß es wirklich schade sei, daß es die DKP nicht mehr gibt. Damals in der DDR, da hat es keinen Atommüll gegeben. Die Polizisten sagen: Scheiße, schon wieder ein Wochenende im Arsch. Und die Umweltministerin? Die bügelt im Fernsehen altes Weihnachtspapier auf. Und wenn die Kameras weg sind, probiert sie aus, ob ihr nicht doch ein Schnurrbart steht.

Teddy aber, die Bulldogge vom Hansaviertel, hat mir gestern abend in der Kneipe genau auseinanderklamüsert, wie es wirklich ausschaut: Castor, sagte er, muß gar nicht mehr kommen. Castor ist schon da. Teddy kennt sich aus in den Etagen der Macht. Er weiß, daß das BKA von der Mafia unterwandert ist. Helmut Kohl? Teddy winkt wissend ab, wobei er sein Bierglas umstößt, sei drogenabhängig und als Ex-Perspektive- Agent des afghanischen Geheimdienstes darauf angesetzt, eine fundamentalistisch-islamistische Gesellschaft in Deutschland aufzubauen. Aber Castor, frage ich, was ist mit Castor?

Kein Mensch bügelt altes Weihnachtspapier auf, sagt Teddy. Außer wenn er einen tieferen Grund dafür hat. Wofür braucht man Papier? Eben, zum Einwickeln von Päckchen. Die haben, sagt Teddy, seit Weihnachten letzten Jahres peu à peu, Päckchen für Päckchen den Atommüll nach Gorleben geschafft. Und die Umweltministerin hat dafür das Einpackpapier geliefert. Das Mistzeugs ist längst da. Der ganze Wirbel jetzt um den Transport, alles nur Ablenkung und Desinformation. Die wollen doch nur sehen, wer dagegen auf die Straße geht, damit die ihre Terroristen-Datenbanken wieder auffüllen können. Ich weiß nicht, sage ich. Während Teddy mir dann noch erklärt, warum Uwe Barschel in einem Lufthansa-Jet auf dem Weg von Hamburg nach Düsseldorf Opfer eines Giftgasangriffes wurde und warum man ihn dann in das Genfer Hotelzimmer gelegt hat und daß Genscher nur deshalb so überraschend zurückgetreten sei, weil sonst herausgekommen wäre, daß er jahrelang als Agent der DDR die Bundesregierung ausspioniert habe, überlege ich, daß die doch nie im Leben ihren Atommüll mit der Post...

Und warum nicht? fragt Teddy. Noch nicht aufgefallen, daß in den letzten Monaten die Post immer später kommt? Ja schon. Siehste, sagt er. Die Briefträger, alle tot. Verstrahlt und verseucht. Und während wir uns noch zwei Bier bestellen, erläutert mir Teddy, daß die Entlassungswelle bei der Post eine große Lüge sei. Ein geschicktes Ablenkungsmanöver. In Wirklichkeit sterben denen die Briefträger weg wie die Fliegen. Hm, vielleicht, denke ich. Mein Briefträger sieht auch immer so gehetzt und matt aus. Aber der Skandal, sagt Teddy, geht ja noch viel weiter. Und er erzählt mir, daß der Postminister ein Außerirdischer vom Planetensystem Mercur-Elra sei. Wenn der die Tochter vom Bundeskanzler geheiratet hat, übernehmen die hier die Macht. Ich ging nach Hause und verbrannte alle Briefmarken. Das wär ja das Letzte, daß ich die unterstütze. Mein Briefträger schaute heute morgen etwas pikiert, als ich ihm, auf dem Balkon stehend, runterrief: „Wir lassen uns nicht von euch miesen Außerirdischen unterjochen. Haut ab und geht zurück, wo ihr hergekommen seid!“ Kurt Nane Jürgensen