■ Export-Solidarität II
: Die Optimisten handeln weiter

Informieren, anklagen, Spenden sammeln, mann/frau wußte immer genau, wer zu unterstützen war und wer nicht. Die Dritte Welt-Ladenbewegung geriet dabei immer wieder in den Verdacht, auf das falsche Pferd zu setzen. Mit ihrem Anliegen „Handel(n) statt Helfen“ (Trade not aid) wurde sie bestenfalls als zwar gut gemeinter, aber doch reformistischer Flügel in der linken Bewegung knapp akzeptiert. Zugegeben, seine Zeit in einem Hinterhofladen mit Kleinkrämerarbeit zu verbringen, ist nicht jedermanns Sache – so wenig, wie seinen Koffeinbedarf aus Solidarität mit einem sauren Kaffee zu befriedigen.

Es hat sich einiges verändert, der faire Handel ist im Aufwind. Einige in der Bewegung hatten es satt, zu warten, bis die KundInnen zu ihnen in die Dritte-Welt-Läden kamen, und suchten nach Auswegen: Fair gehandelte Produkte sollten auch in Supermärkten erhältlich sein. Mit diesem Konzept ist dem fairen Handel in Europa ein gewaltiger Schritt vorwärts gelungen. Waren es vorher vielleicht gut 1.000 Tonnen Kaffee jährlich, die zu fairen Bedingungen zu uns gelangten, so sind es heute schon 12.000. Dadurch hat sich für die Kleinproduzenten von Kaffee der Absatzmarkt stark verbreitert.

Hinter diesen Mengen stehen sorgfältig ausgewählte Organisationen von Kleinbauern. Eine von ihnen ist die Kaffeegenossenschaft „Ismam“ in Tapachula, im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Dank ihrer Kraft und ihrer Verbindung zu fairem Handel ist sie zu einer starken Organisation herangewachsen, die sich für die Anliegen ihrer Mitglieder, indianische Kleinbauern, engagiert. Den Mächtigen gefällt das nicht, die Ismam steht unter starkem Druck in der hochexplosiven Region. Zwei ihrer Mitglieder wurden im Januar umgebracht, viele der „socios“ werden ständig massiv bedroht. Diese Kaffeebauern-Genossenschaft in ihrer ökonomischen Basis zu stärken, gibt ihnen nicht nur die Mittel in die Hand, selbst zu bestimmen. Es erhöhen sich auch ihre Möglichkeiten, Widerstand zu leisten. Den Bauern hilft es, sich eine Existenz im eigenen Land zu sichern. So sind sie nicht gezwungen, in die Stadt zu ziehen oder gar ins Ausland abzuwandern. Der Kauf von fair gehandelten Produkten vermag diesen zugegeben kleinen Beitrag zu leisten.

Ohne die langjährige, beharrliche Vorarbeit der Dritte-Welt- und Solidaritätsgruppen wären nicht so viele Leute informiert worden und heute bereit, zu handeln. Beispiele wie die Ismam sind Grund genug, weiterzumachen – trotz aller Rückschläge und im Bewußtsein der Beschränkungen und Gefahren auch dieses Handlungsansatzes. Heini Conrad

Der Autor ist Ökonom und Mitarbeiter der Max-Havelaar-Stiftung in der Schweiz.