■ Zum Weiterlesen
: Bücher über den Völkermord

Wer mehr darüber wissen will, was letztes Jahr in Ruanda geschah und wie es dazu kam, braucht sich auf dem deutschen Büchermarkt nicht lange aufzuhalten – es gibt nichts. Als beste einführende Quelle dient nach wie vor der Bericht der in London ansässigen Menschenrechtsorganisation African Rights, der zuerst im September 1994 erschien und Vorgeschichte, Ablauf und Folgen des Völkermordes rekonstruiert und analysiert. Die ausführliche Wiedergabe von Aussagen und Augenzeugenberichten von Ruandern selbst macht es zur derzeit umfassendsten empirischen Darstellung der ruandischen Katastrophe. Eine um die jüngsten Entwicklungen erweiterte Neuausgabe mit Namen- und Sachregister sowie eine deutsche Ausgabe ist in Vorbereitung.

Wer weiterführend den Stand der Diskussion in Wissenschaft und Politik erfahren sowie in das Kleingedruckte der ruandischen Politik eintauchen will, sei auf einen an der Universität Lille in Belgien zusammengestellten Sammelband verwiesen, der Beiträge von Spezialisten zur Aufarbeitung der jüngsten Entwicklungen in Ruanda und Burundi vereint und damit, so die Herausgeber, „einen Raum zur pluralistischen Reflexion zwischen Akademikern, Politikern und Journalisten“ schaffen möchte. Die diversen Sichtweisen der Krisen von Ruanda und Burundi sind ebenso zu finden wie Analysen der nationalen und internationalen Zusammenhänge. Dazu kommt ein etwa 300 Seiten umfassender Dokumentationsteil: Neben detaillierten Chronologien sind hier erstmals alle wichtigen politischen Verträge, Aufrufe und Erklärungen der letzten Jahre aus Burundi und Ruanda nachzulesen sowie Auflistungen von Politikern und anderen Persönlichkeiten. D. J.

African Rights: Rwanda – Death, Despair and Defiance. London 1994, 775 S., 14,95 englische Pfund (etwa 35 DM). Zu beziehen über: African Rights, 11 Marshalsea Road, London SE 1.

André Gichaoua (Hg.): Les crises politiques au Burundi et au Rwanda 1993–1994. Lille/Paris 1995, 790 S., 280 FF (etwa 80 DM). Zu beziehen über: Editions Karthala, 22-24 Boulevard Arago, 75013 Paris.