Vertreibung der Ogoni und Lausitzer

■ Verfehlte Energiepolitik in Sibirien, Nigeria und der Lausitz

Wer bei Shell tankt, trägt zur weiteren Vertreibung und Diskriminierung eines ganzen Volkes in Afrika bei. Der Vorwurf des Nigerianers Lazarus Tamana war mehr als deutlich, wenngleich er ihn nie direkt formulierte. Der Vertreter der Ogoni warf den Menschen in den Industriestaaten vor, von der Politik der Energiekonzerne zu profitieren, sich für die Folgen aber nicht zu interessieren. Die nigerianische Regierung nehme die Verseuchung von Ogoniland in Kauf, da sie von den Erdöl-Erlösen abhängig sei, „das sind fast 90 Prozent der Staatseinnahmen“. Seit den ersten Protesten der Ogoni gegen die Vertreibung „herrscht praktisch der Kriegszustand, Kritiker werden gefoltert, Journalisten oder Umweltschützer dürfen gar nicht in das Gebiet“.

„Vertreibung durch eine verfehlte Energiepolitik“ war der Titel der Podiumsdiskussion in der Humboldt-Universität, zu der das Netzwerk Klimagipfel und die Gesellschaft für bedrohte Völker eingeladen hatten. Gezeigt werden sollte der unmittelbare Zusammenhang von Energiepolitik, Umweltschutz und der Not unterdrückter Völker.

„Wir müssen begreifen, daß das etwas miteinander zu tun hat“, sagte Tillmann Römer vom Netzwerk und hatte daher neben Vertretern aus Sibirien, Brasilien und eben Nigeria auch zwei Vertreter aus der Lausitz eingeladen. Dort fielen bereits rund 130 Dörfer dem Braunkohleabbau zum Opfer, weitere sind bedroht.

„Es gibt einen Beschluß, Horno zu überbaggern“, sagte dessen Bürgermeister Bernd Siegert. Insofern gebe es in der Tat Parallelen zur Vertreibung der Ogoni. „Man muß es der Brutalität entkleiden und auf das Prinzipielle bringen“, relativierte Christoph Haensel vom Förderverein Bergbaufolgelandschaft Lausitzpark, „dann sieht man, daß in Deutschland wirklich genau dasselbe passiert.“ Christian Arns