Ingenieure fordern Wärmeschutz

■ Klima wird nur besser, wenn sich jemand drum kümmert / Baukammer verlangt unabhängige Prüfungen auf Baustellen

Ingenieure und die Baukammer werfen der Senatsverwaltung vor, die neue Wärmeschutzverordnung nicht umzusetzen. Die novellierte Bundesverordnung ist seit Jahresbeginn in Kraft; durch sie soll der Kohlendioxid-Ausstoß im Wohnbereich gesenkt werden. Kernpunkt ist ein Wärmebedarfsausweis, der für Neubauten ausgestellt werden muß und in dem alle energetischen Daten über das Haus enthalten sind. Die Bestimmungen, wie dieser Nachweis erbracht wird, sind Ländersache. Der Berliner Landes-Verband Beratender Ingenieure (VBI) hat jetzt gefordert, daß dieser sogenannte Wärmepaß nur von qualifizierten Fachingenieuren und Sachverständigen erstellt werden dürfe, „weil die neue Wärmeschutzverordnung erhebliche ökologische Auswirkungen hat“. Gegenüber der Tageszeitung verlangte der Berliner VBI-Vorsitzende Manfred Flohrer, daß dies „Fachleuten mit einer gewissen Distanz“ übertragen werden müsse, damit die Prüfung unabhängig erfolge.

Das kann nur eine Ausführungsvorschrift auf Landesebene vorschreiben, doch genau die gibt es bislang nicht. Damit besteht für den VBI die Gefahr, daß die Bundesvorschrift „nur ein Papiertiger bleibt“. Gegenüber der Baukammer Berlin hat die Bauaufsicht die Gesetzeslücke mit völliger Überlastung begründet: Die Bau- und Wohnungsaufsichtsämter könnten „die Flut der Bauanträge kaum bewältigen“. Die Verwaltung habe sich daher zum „vereinfachten Verfahren“ entschlossen. Sie wird sich mit der Erklärung des Architekten zufriedengeben, daß er die Wärmeschutzverordnung bei seiner Planung berücksichtigt habe.

Der VBI, in dem auf Landesebene 320 selbständige Ingenieure zusammengeschlossen sind, und die Baukammer haben daher ihrerseits einen Entwurf zu einer Ausführungsvorschrift erarbeitet und der dafür eigentlich zuständigen Bauaufsicht vorgelegt. Doch die habe lediglich wissen lassen, daß sie das „eher locker handhaben“ werde, so Rainer Janke, Geschäftsführer der Baukammer. Damit werde Bauherren ein „Persilschein“ ausgestellt, kritisiert die Baukammer. Wenn nicht vor Ort, also auf der Baustelle, geprüft werde, ob der geplante Wärmeschutz wirklich realisiert wurde, sei Klimaschutz nicht zu verwirklichen. Christian Arns