■ Mit dem Fischereistreit auf du und du
: Kein Heil für den Butt

Berlin (taz) – Die Europäische Kommission weist die Vorwürfe zurück: Es gäbe keine Beweise, daß das engmaschige Netz tatsächlich von einem spanischen Fischerboot stammt. Die Kanadier hatten das Corpus delicti mit zu der UN-Fischereikonferenz gebracht, die seit Montag in New York tagt und bei der es auch um den Heilbutt vor Grönland und Neufundland geht. Denn der ist äußerst rar geworden. Von einst 150.000 Tonnen, so ergab eine Untersuchung kanadischer Wissenschaftler, existieren heute in den traditionellen Fischereigebieten noch knapp 50.000 Tonnen. Geschlechtsreife Fische fehlen nahezu völlig. Kein Wunder also, daß die NAFO (North-West- Atlantic Fisheries Organisation) auf der UN-Fischereikonferenz im vergangenen Jahr erstmals auch eine Fangquote für den Heilbutt vergab. Die 15 Mitgliedsstaaten einigten sich darauf, daß dieses Jahr vor Neufundland insgesamt nur 27.000 Tonnen Heilbutt aus dem Meer geholt werden dürfen. Allein die EU hatte 1994 über 40.000 Tonnen gefangen. Die limitierte Gesamtfangmenge wurde von den NAFO-Staaten, zu denen neben der EU auch Kanada, Japan, Norwegen und Rußland gehören, akzeptiert.

Auslöser für den aktuellen Streit um den Heilbutt sind die Einzelfangquoten. Der EU wurden nämlich nur 3.400 Tonnen zugesprochen und das erbost nicht nur die für ihre aggressive Fischerei bekannten Spanier. Da es bei der Fischerei in erster Linie um wirtschaftliche Einzelinteressen und erst in zweiter Linie um den Schutz von Fischbeständen geht, konnten sich auch die NAFO-Staaten in der Vergangenheit nie auf ein bindendes Instrumentarium festlegen. Das heißt, sämtliche Staaten handhaben festgelegte Quoten nach ihrem Gutdünken. So auch die EU. Sie pocht auf traditionelle Fischfangrechte vor den Küsten Kanadas, und setzte die von der NAFO für dieses Jahr festgelegte Fangquote eigenständig auf 18.630 Tonnen Heilbutt hoch.

Daß Kanada sich heute so massiv für den eigenen Fischbestand stark macht, und damit das eigene Umweltimage aufpoliert, mutet gleichzeitig überraschend an. Immerhin hat das Land nicht unwesentlich dazu beigetragen, daß diese Fischbestände so knapp sind. Gleichzeitig haben die Kanadier aber auch schon einen neuen-alten Fischräuber neben den Spaniern ausgemacht: die Robbe. Die Jagd auf sie, so verkündete denn auch der kanadische Fischereiminister soll in diesem Jahr deshalb verstärkt werden. Karin Flothmann