Konzern schielt auf Pfefferberg

Will der Senat den Pfefferberg nun doch verhökern? / Ein westdeutsches Energie-Unternehmen zeigt sich interessiert und prüft  ■ Von Kathi Seefeld

„Es geht hier keineswegs schon um Kaufabsichten“, so der Pressesprecher des Essener Steag-Konzerns, Martin Weber, gegenüber der taz. Die Wohnungsbaugenossenschaft Siedlung Niederrhein, eine Steag-Tochter, habe lediglich lockere Kontakte aufgenommen und wolle die „wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten des Geländes prüfen“.

12.000 Quadratmeter umfaßt das Gelände – Häuser, Hallen, riesige Kellergewölbe und Freiflächen. Das Areal der ehemaligen Brauerei „Pfefferberg“ ist im Gespräch. Baustadtrat Matthias Lipp (Bündnis) geht davon aus, daß es sich bei der WBG Siedlung Niederrhein zunächst einmal um einen seriösen Interessenten handelt, der darüber hinaus – und dies sei für den Bezirk Prenzlauer Berg nicht ungewöhnlich – auch in Sachen Wohnungsneubaupotentiale und Zentrale Energieversorgung angefragt habe. Da die Gespräche jedoch noch ganz am Anfang stünden, könne über Absichten und Pläne des Unternehmens bislang nur spekuliert werden.

Die Anfrage der Steag-Tochter verwundert auch Karin Ludwig, Geschäftsführerin der Pfefferwerk GmbH, kaum: „Das Interesse an diesem Filetstück der Stadt war schon immer groß. Es trifft uns allerdings insofern, als wir davon ausgegangen sind, endlich ernsthaft mit dem Senat ins Gespräch gekommen zu sein.“ Nur mit „Mut und Power“ sei es in den vergangenen Jahren überhaupt möglich gewesen, die Arbeit aufrecht und die Vorstellungen von einem Zentrum auf dem Pfefferberg, das neben sozialen und kulturellen Projekten auch Gewerken und Gewerben Platz bietet, am Leben zu erhalten. In regelmäßigen Abständen drohten mit dem zuständigen Verwalter des Geländes, der Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauer Berg (WIP), abgeschlossene Nutzungsverträge nicht verlängert zu werden. Ob für Winterfestmachung oder Heizungsanlagen, Gelder waren immer erst einmal keine vorhanden. Rückübertragunsbegehren und die Tatsache, daß mit der deutschen Einheit 50 Prozent des Areals dem Land Berlin und die andere Hälfte dem Bund zugeschlagen wurden, hielten die Entscheidungsfreudigkeit von Politik und Behörden stets in Grenzen. „Trotz allem haben wir mit unseren Projekten besonders für Jugendliche und ältere Menschen hier, im südlichen Prenzlauer Berg, eine soziale Infrastruktur aufgebaut, die einfach nicht mehr wegzudenken ist“, so Geschäftsführerin Ludwig.

Im Herbst 94 war nach zähem Ringen ein unbefristeter Mietvertrag mit der WIP abgeschlossen worden. Auch seitens des Senats gab es vielversprechende Signale. „Im August“, so die Geschäftsführerin, „stand Finanzsenator Pieroth erstmals hier bei uns im Raum. Bereit, bestimmte Möglichkeiten zu checken, wie mit dem Gelände umgegangen werden könnte.“ Den Pfefferwerkern wurde in diesem Zusammenhang das Angebot unterbreitet, das Areal künftig in Erbpacht zu übernehmen.

Nun wittert Karin Ludwig Gefahr. „Berlin ist momentan derart knapp bei Kasse, daß es blauaügig bereit ist, alles so schnell wie möglich an sogenannte Großinvestoren zu verscherbeln, die nichts anderes im Sinn haben, als ein Immobilien-Schnäppchen zu machen, bevor die Steuern fällig werden.“ Daß der Senat bereit sein könnte, dieses Spielchen mitzumachen, hält auch der Geschäftsführer der WIP, Stefan Grzimek, nicht für abwegig. „Der Senat, so ist es mir im Wirtschaftsressort gesagt worden, wird noch in diesem Jahr vom Bund die Hälfte des Areals übernehmen“, äußerte Grzimek zur Frage nach den Eigentumsverhältnissen in der lokalen Sanierungszeitschrift Vor Ort. Die Fäden würden demnach künftig beim Senat zusammenlaufen, und der, so der Geschäftsführer, „wird dann verkaufen oder etwas daraus machen“.