Am Samstag gehört Vati dem Unternehmer

■ DGB und DAG flexibel: Vor dem Kanzlergespräch stellen die Gewerkschaften den Grundsatz „Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich“ in Frage

Hamburg (dpa) – In der Diskussion um die Viertagewoche und Samstagsarbeit wollen die Gewerkschaften über den Lohnausgleich mit sich reden lassen. Kurz vor dem Spitzengespräch bei Bundeskanzler Helmut Kohl am Mittwoch, zeigten sich die Vorsitzenden vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Dieter Schulte und Roland Issen, gesprächsbereit über den bisher von ihnen verteidigten Grundsatz „Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich“.

Während Schulte die Viertagewoche und eine Verteilung der gesamten Beschäftigung auf sechs Tage – damit Samstagsarbeit – in seine Überlegungen einbezog, betonte Issen, eine Flexibilisierung solle zunächst montags bis freitags getestet werden.

Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) begrüßte den DGB-Vorstoß: Entscheidend sei, daß die Viertagewoche nicht generell für alle Arbeitnehmer gelte und der Samstag in die Arbeitswoche einbezogen werde. Einen Lohnausgleich dürfe es aber nicht geben. Skeptisch äußerte sich Rexrodt zur Forderung nach verbindlichen Beschäftigungszusagen der Arbeitgeber.

Die Arbeitgeber haben die DGB-Initiative für die Viertagewoche als Schritt zu flexibleren Arbeitszeiten begrüßt. Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann nannte es einen „erfreulichen Fortschritt“, daß DGB-Chef Schulte bereit sei, über die Verteilung der Arbeit auf sechs Wochentage zu sprechen.

DGB-Chef Schulte erklärte, die Position in der Frage von Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohnausgleich werde nicht aufgegeben. Er bezeichnete aber „Differenzierungen bei zukünftigen Bezahlungsmodalitäten bei Lohnausgleich“ als „eine der Überlegungen“. Auch erneuerte Schulte seinen Vorstoß für die Viertagewoche: „Vier Tage arbeiten und drei Tage frei.“ Nur: „Der Sonntag muß arbeitsfrei bleiben.“

Nach dem Kölner Sonntag-Express sind die Gewerkschaften inzwischen zum Lohnverzicht bereit. Notfalls wollten sie bei Arbeitszeitverkürzungen auf Lohnausgleich verzichten, schrieb das Blatt unter Berufung auf eine Klausurtagung. Ziel sei es, mit konkreten Maßnahmen die Arbeitslosigkeit deutlich abzubauen. „Dazu müssen alle beitragen“, zitiert die Zeitung aus einem Sechs-Punkte-Papier „Beschäftigungsinitiative des DGB“. Auch DAG-Chef Issen betonte die Bereitschaft, unter Aufgabe des Lohnausgleichs über Arbeitszeitverkürzungen zu verhandeln. Damit müßten sich die Gewerkschaften aber eine Garantie für mehr Arbeitsplätze einhandeln.Interview Seite 4

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