102 Journalisten tot

■ Reporter ohne Grenzen: 1994 wurden so viele Journalisten wie noch nie getötet

Im Laufe des vergangenen Jahres wurden bis heute mindestens 102 Journalisten wegen ihrer Ansichten oder in Ausübung ihres Berufes getötet. Diese Bilanz hat gestern „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlicht. Sie ist die schlimmste, die bisher von der Menschenrechtsorganisation registriert wurde. Als letzte kam vergangene Woche die amerikanische Fotografin Cynthia Elbaum bei einem russischen Bombenangriff auf Grosny ums Leben.

Derzeit wird noch das Schicksal von 33 Journalisten untersucht, die 1994 getötet wurden, ohne daß bislang gesagt werden könnte, ob ihr Tod unmittelbar mit ihrem Beruf zusammenhängt. In den Jahren 1991 bis 1993 waren jeweils zwischen 72 und 59 Journalisten ums Leben gekommen.

Afrika liegt in der traurigen Bilanz mit 77 getöteten Journalisten an der Spitze, davon allein 48 in Ruanda und 18 in Algerien. Es folgen Bosnien (7), Tadschikistan (5), Somalia und Kambodscha (je 3), Ägypten, Südafrika, Zaire, Rußland, Indien mit je zwei toten Journalisten.

In Algerien und Ruanda haben die Massaker an Journalisten erschreckende Ausmaße erreicht. Die Hälfte der noch im April arbeitenden ruandischen Journalisten sind dem Völkermord im Frühjahr zum Opfer gefallen. In Algerien hat die Ermordung von Said Mekbel am 3. Dezember dieses Jahr die Zahl der seit Juni 1993 getöteten Journalisten auf insgesamt 27 erhöht. So gesehen, kommentiert „Reporter ohne Grenzen“, „war 1994 das Jahr derer, die beschlossen haben, all jene auszulöschen, die nicht so denken, so reden und so schreiben wie sie selber“. MR