„Wir waren schon immer dafür“

■ Kreuzberger Grüne halten hartnäckig an ihrem Kurs fest: Kein Tempodrom auf dem Anhalter Bahnhof / Park ist unantastbar

400 Mitglieder der Kreuzberger Bündnisgrünen waren eingeladen, 14 kamen. Die Aktiven der Bezirksgruppe blieben unter sich, als sie am Donnerstag abend über den Anhalter Bahnhof als möglichen Standort für den Temprodrom- Neubau diskutierten. So war es wenig überraschend, daß sie sich keinen Millimeter bewegten. Wegen der „maßlosen Verdichtung“ in der Südlichen Friedrichstadt dürfe die geplante Grünfläche auf dem Anhalter Bahnhof nicht preisgegeben werden – auch nicht für das Tempodrom. „Das müssen wir durchhalten“, schwor Raimund Helms die Anwesenden ein.

Doch das war gar nicht notwendig. Die Debatte drehte sich einzig und allein darum, wie man für diese Position Überzeugungsarbeit leisten könne.

Ein Befürworter des Standortes Anhalter Bahnhof, der deswegen zwei Abende zuvor bei der Wahl zum Bezirksvorstand durchgefallen war, stand allein auf weiter Flur. Dabei hatte Ingo Koopmann versucht, seinen Kreuzberger Parteikollegen eine Brücke zu bauen, indem er eine Reihe von Bedingungen formuliert hatte, unter denen sie dem Bau auf dem Anhalter Bahnhof zustimmen könnten. So müsse gesichert sein, daß der Park nicht durch weitere Bauprojekte verkleinert werde und zum Ausgleich andere, nahe gelegene Flächen begrünt werden.

„Die SPD hat immer versprochen, daß der Anhalter Bahnhof grün bleibt, und fällt jetzt um“, sagte Ilse Krause vom Bürgerverein Südliche Friedrichstadt. Die Grünen seien der einzige Garant, daß der Park erhalten bleibe. Die Bezirksgruppe ist nach wie vor der Ansicht, daß Park und Tempodrom nicht unter einen Hut zu bringen sind. Vor einigen Wochen habe Irene Moessinger, die Tempodrom-Betreiberin, noch öffentlich verkündet, daß der Schlesische Busch in Treptow ein akzeptabler Standort sei. Nur weil es jetzt heißt, dort würden die Sponsoren nicht mitziehen, wolle man sich nicht unter Druck setzen lassen.

Sponsoren – für manche ist dies ein Reizwort, für ein grauhaariges Gründungsmitglied der Kreuzberger Grünen gar ein unverzeihlicher Sündenfall: „Wenn die (Moessinger, d.Red.) Kommerz machen will, soll sie wegbleiben mit ihren Sponsoren.“

Warum die Auseinandersetzung um das Temprodrom bei den eigenen Mitgliedern auf so verschwindend geringes Interesse stößt, konnte sich die Runde auch nicht erklären. Raimund Helms räumte ein, er sei sich „nicht sicher“, ob die Basis die Position der Fraktion und der Aktiven mitträgt. Eine Mitgliederbefragung zieht aber niemand in Betracht. „Das würde nur Sinn machen, wenn wir unsere Politik wesentlich ändern würden“, stellt Andreas Steinert fest. Aber schließlich halte man ja an den seit Jahren geltenden Positionen fest. Dorothee Winden