Sportliches Leben

■ Cab Calloway, der große Jazz-Entertainer und „Hi-Di-Ho-Man“, ist tot

„Sportin' Life“, der coole Drogendealer aus Gershwins „Porgy and Bess“, war sein größter Erfolg. „Er schuf ihn nach mir, nach meiner Show, nachdem er mit in den dreißiger Jahren im Cotton Club gesehen hat“, freute Cab Calloway sich. George Gershwin habe ihn damals genau ausgefragt: wie er Nummern aufbaue, wie er Raum für Stepeinlagen schaffe, wie er arbeite.

Doch es sollte zwei Jahrzehnte dauern, bis das Original sich selbst spielte: vom Juni 1952 bis August 1954 tourte Cab Calloway in einer Wanderversion der Oper als „Sportin' Life“. Danach war der Entertainer Calloway, auch wenn er unter eigenem Namen auftrat, immer diese Figur mit dem Straßengrinsen und dem Schwalbenschwanz.

Cab Calloway, einer der letzten großen schwarzen Jazz-Entertainer, ist tot. Am Freitag starb er in einem Pflegeheim in Delaware an den Folgen eines Schlaganfalls. Unvergeßlich die Erinnerung an ein Interview mit ihm. „Alles schon gesagt“, sperrte er sich zunächst, und, dann doch überredet, bog er jeden Versuch, das vereinbarte Themenfeld auszuweiten, routiniert und eiskalt ab: ein alter, damals 81jähriger Profi, der am Tag zuvor rund 2.000 Menschen im Zirkuszelt des Freiburger Festivals zu einer mehr als halbstündigen Ovation hingerissen hatte.

Wieder einmal war er die „Hi- Di-Ho-Man“ gewesen, der Entertainer im Frack mit Schwalbenschwanz, der mit untrüglichem Gespür für die Stimmung im Publikum seine Show lieferte — straight, aber ohne Anzeichen von Müdigkeit. Wohlkalkuliert zog er die Schraube der Spannung an, um sie dann wieder zu lockern, er schmeichelte, lockte, rief, spottete — und hielt dazwischen immer wieder Einzeltöne über mehrere Takte, als habe er statt einer Lunge einen gigantischen Blasebalg.

Wieviel daran war Kalkül? Natürlich habe er seine Shows Schritt für Schritt geplant, versicherte er. Die letzten zehn Jahre begann er mit dem „September Song“. Warum? „Weil der Text mit When I Was A Young Man beginnt.“ Damit das Publikum über die selbstironische Einleitung lachen kann, läßt sogar die Band eine kleine Pause. Danach ging es in einer unveränderlichen Folge weiter bis zu „Minnie The Moocher“, seinem größten Hit — mit dem Mitjohl- Hi-Di-Ho-Refrain, den er auch im Film „The Blues Brothers“ sang.

Geboren wurde Cabell „Cab“ Calloway am 24. Dezember 1907 in Rochester, New York. Sein erstes großes Engagement hatte er 1928 mit den „Alabamians“ im Savoy- Hotel. 1929 spielte er in der Revue „Hot Chocolates“, und 1930 übernahm er die Leitung der „Missourians“, aus denen sich seine Band entwickelte, die Band, die 1932 bis 1940 abwechselnd mit den Orchestern von Duke Ellington, Jimmie Lunceford und anderen Hausband des Cotton Club war.

Cab Calloway hatte ein Gespür für Trends und Talente. 1928 wollte er auf einem Tourneestopp in Kansas City Count Basie anwerben, und von 1933 bis 1948 spielten Stars wie die Saxophonisten Ben Webster und Chu Berry, die Trompeter Dizzy Gillespie und Jonah Jones für ihn. Er trat unter anderem in den Filmen „The Singing Kid“, „Stormy Weather“ und „St. Louis Blues“ auf, war offen für Bebop-Elemente, er kommerzialisierte den Scat-Gesang in vokalen Wechselgesängen mit dem Publikum und unterhielt es in einer Mischung aus Anpassung und Spott, die sich auch im weißen Frack spiegelte — so elegant und raffiniert wie kein anderer schwarzer Entertainer. Vor ihm im Saal saßen allerdings meist, so schrieben es die amerikanischen Rassegesetze und Klubbesitzer vor, Weiße.

Drei CDs ragen aus der Fülle von Cab Calloway-Veröffentlichungen hervor: Das Doppelalbum „Jazz tribune“ mit Aufnahmen aus dem Beginn der dreißiger Jahre, die musikalisch dichte „HiDiHiDiHo“ von 1958 und das oben beschriebene Konzert, festgehalten auf „Live in Freiburg“. Werner Stiefele