Vergewaltigt mit Kondom

■ In Wohnung eingedrungener Täter verlangte vom Opfer ein Kondom

Die Kriminalpolizei fahndet nach einem 25- bis 30jährigen Mann, der im Bezirk Prenzlauer Berg eine Frau vergewaltigt hat. Das Ungewöhnliche an der Tat: Der Mann hatte von seinem Opfer, das er in dessen Wohnung überfallen und mit einem Messer bedroht hatte, ein Kondom verlangt.

Nach Angaben des Leiters des Dezernats für Sittlichkeitsdelikte beim Landeskriminalamt, Jörg-Michael Klös, sei das Opfer, eine 27jährige Frau, in der Nacht zum Samstag durch Geräusche in ihrer Erdgeschoßwohnung geweckt worden. Plötzlich habe sie ein Messer an ihrer Kehle gefühlt. Auf Geheiß des maskierten, dunkel gekleideten Mannes habe sie in dessen Begleitung aus dem Badezimmer ein Kondom holen müssen. Danach habe der Täter sie gefesselt und vergewaltigt. Bevor er die Wohnung verlassen habe, habe er das Kondom eingesteckt. Die Frau erstattete sofort Strafanzeige, doch die Ermittlungen verliefen bislang ohne Ergebnis.

Laut Kriminaloberrat Klös geschah es in Berlin zum ersten Mal, daß ein Sexualstraftäter von einem Opfer die Aushändigung eines Präservativs gefordert hat. In seltenen Fällen habe er es jedoch erlebt, daß Vergewaltiger bei der Tat ein eigenes Kondom benützten. Als Grund vermutet Klös Angst vor einer HIV-Infektion oder die Absicht, das Sperma als Beweismittel zu vernichten. Klös hat es aber auch schon erlebt, daß ein offensichtlich nicht besonders intelligenter Täter das Kondom am Tatort zurückgelassen hat.

Die meisten Vergewaltigungen geschehen ohnehin nicht bei einem Überfall in einer Wohnung oder auf der Straße, sondern im Privatbereich. 1993 kamen in Berlin 521 Taten zur Anzeige. Doch verzeichnete die Kripo in der ersten Hälfte dieses Jahres mit mehr als zehn Prozent einen deutlichen Rückgang der angezeigten Vergewaltigungen. Die Zahlen könnten sich aber bis zum Jahresende noch relativieren, warnt Klös. plu