Pole zum Ertrinken in der Spree verurteilt

■ Acht Jugendliche warfen zwei Bauarbeiter ins Wasser, weil diese ihre Freundinnen angemacht hatten / Nur einer überlebte

Acht junge Deutsche haben einen 45jährigen polnischen Bauarbeiter in der Nacht zu Dienstag in der Spree ertrinken lassen. Ein zweiter, 36jähriger Pole, der gleichfalls ins Wasser geworfen worden war, konnte in letzter Minute von der Polizei gerettet werden.

Die Vernehmungen der acht Deutschen dauerten gestern bei Redaktionsschluß noch an. Nach Angaben des ermittelnden Kommissariatsleiters Michael Steinert handelt es sich bei den Beschuldigten um sechs junge Männer im Alter zwischen 13 und 24 Jahren und zwei 16- und 17jährige Mädchen aus Lichtenberg und Friedrichshain. Die meisten sind Schüler. Das bisherige Ergebnis der Ermittlungen faßte Steinert gegenüber der taz so zusammen: Die jungen Leute hätten in einer Grünanlage an der Tunnelstraße die Sommernacht genossen. Da seien die beiden stark angetrunkenen Polen aufgekreuzt und hätten sich unaufgefordert zu der Gruppe gesellt. Sie hätten sich zu den beiden Mädchen auf die Parkbank gesetzt und diese angemacht, indem sie sie zu umarmen versuchten. Das habe weder den Frauen noch deren in der Nähe befindlichen festen Freunden gefallen. Daraufhin hätten einige der Deutschen die Polen gepackt und ins Wasser geworfen. Obwohl die schwer alkoholisierten Polen voll angezogen waren und kaum schwimmen konnten, so Steinert, hätten die jungen Männer die beiden immer wieder „ins Tiefe zurückgestoßen“. „Sie haben sie massiv am Verlassen des Wassers gehindert.“

Eine zufällig vorbeikommende Zivilstreife der Polizei hörte gegen 1.35 Uhr zufällig, wie die Deutschen die beiden gegen das Ertrinken ankämpfenden Männer vom Uferrand aus beschimpften. „Verpißt euch“ – „Schmeißt sie wieder ins Wasser“, habe die Gruppe gejohlt. Die Beamten hätten aber nur noch einen der Polen gesehen, „der im Wasser hechelnd um sein Leben rang“. Sie forderten die Jugendlichen auf, den Mann sofort rauszuziehen. Der zweite Pole war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu sehen. Er hatte vermutlich versucht, sich auf die 124 Meter entfernte Insel der Jugend zu retten, und war unterwegs ertrunken. Die Feuerwehr fand den leblos auf der Oberfläche treibenden Mann gegen 2.16 Uhr.

Der Kommissariatsleiter wird heute veranlassen, daß vier der Deutschen, die sich besonders hervorgetan haben sollen, einem Haftrichter zum Erlaß eines Haftbefehls vorgeführt werden. „Es handelt sich hier nicht um eine ausländerfeindliche Tat, sondern um eine Tat, die aus der Anmache der beiden Mädchen hervorging“, betonte Steinert. Die beiden Polen, die bei einem deutschen Subunternehmen in einer Bauarbeiterkolonne tätig waren, kannten sich offenbar nur mit Vornamen. Der Tote war gestern abend noch nicht endgültig identifiziert. Der zweite Pole ist laut Steinert nach kurzer Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen worden. Plutonia Plarre