Keine Landebahn in der Antarktis

■ Frankreich gibt nach Protesten von Umweltschützern auf

Sydney (AP/taz) – Frankreich hat Pläne für den Bau eines großen Flugplatzes in der Antarktis aufgegeben. François Goutorbe, seinerseits Direktor des französischen Instituts für Polarforschung, teilte Greenpeace mit, die Pläne für den Bau einer Landebahn für Langstreckenflugzeuge im Antarktis- Stützpunkt Dumont D'Urville in Adelieland seien zu den Akten gelegt worden. Die französische Regierung hatte für den Flughafen bereits 30 Millionen Franc (rund 10 Millionen Mark) aufgewendet. Allerdings, so erklärte die Umweltschutzorganisation in Sydney weiter, wolle Frankreich den bereits vorhandenen Flugplatz nun erst einmal für kleinere Maschinen erneuern. Greenpeace forderte die zuständigen französischen Behörden auf, auch dieses Vorhaben endgültig fallenzulassen.

Die Regierung in Paris mußte sich seit Jahren mit massiven Protesten von Umweltschützern aus aller Welt herumschlagen, die in der Piste eine ernstafte Bedrohung der einzigartigen arktischen Tierwelt sahen. In Adelieland leben rund 7.000 Kaiserpinguine, mehr als 29.000 Paare Adeliepinguine sowie mehrere seltene Vogelarten. „Die Ironie besteht darin, daß Frankreich diesen Stützpunkt anlegte, um das Leben der Vogelwelt zu studieren“, sagte Greenpeace- Sprecherin Sandrine Llabres. „Aber durch den Bau sind Tausende Vögel vertrieben und Tausende Eier vernichtet und Hunderte Vögel unmittelbar getötet worden.“

Das französische Projekt, bei dessen Verwirklichung mehrere Sprengungen vorgenommen wurden, sah vor, daß fünf kleine Inseln für die Anlage der Landebahn verbunden werden sollten. An der Baustelle kam es schon 1989 zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Bauarbeitern und Umweltschützern. Mehr als von den Umweltschützern wurde das Prestigeprojekt jedoch von der Natur selbst gestoppt: Ehe das erste Flugzeug landen konnte, brach im Januar dieses Jahres eine riesige Zunge eines benachbarten Gletschers ab und stürzte ins Meer. Die dadurch ausgelöste Flutwelle überschwemmte die Landebahn und zerstörte eine zum Projekt gehörende Versorgungsstraße. Nach einer Besichtigung des Schadens empfahlen französische Experten ihrer Regierung die Aufgabe des Vorhabens.