Fremde Gene im Tabak

■ Mehr Nikotin durch Genmanipulation

Berlin (wps/taz) – Der US-Tabakkonzern Brown & Williamson hat vielen seiner Zigaretten seit Jahren zehn Prozent gentechnisch manipulierten Tabak beigemischt. Ziel war, den Nikotingehalt der Zigaretten zu erhöhen. David Kessler von der US Food and Drug Administration (FDA) erklärte im US-Kongreß, die von dem Konzern manipulierte Tabakpflanze Y-1 habe einen doppelt so hohen Nikotingehalt wie normaler Tabak. Firmensprecher räumten ein, den genmanipulierten Tabak zur Geschmacksverbesserung eingesetzt zu haben.

Die Bemühungen des Konzern reichen bis in die siebziger Jahre zurück. Ziel der Arbeit war, männliche, sterile Tabakpflanzen zur Steigerung des Nikotingehaltes zu manipulieren. „Damit stellt der Konzern sicher, daß die Pflanzen keine Samen produzieren, die dann von anderen genutzt werden könnten“, so Kessler. Zuletzt hatte Brown & Williamson Tausende Tonnen des Tabaks von Brasilien importiert und dort den Marken Richland King Size, Richland Lights King Size, Viceroy King Size, Viceroy Lights King Size und Raleigh King Size beigemischt.

Die Konzerne hätten den Nikotingehalt der Zigaretten erhöht, um RaucherInnen abhängig zu machen, meint Kessler. Die FDA versucht derzeit, den unumstößlichen wissenschaftlichen Nachweis zu liefern, daß Zigaretten Drogen sind und süchtig machen. Zigaretten könnten dann, anders als bisher, von der FDA kontrolliert werden.

In der Bundesrepublik werden Zigaretten der fünf Marken nach Angaben des Verbands der Cigarettenindustrie nicht vertrieben. Die Schwesterfirma von Brown & Williamson, die deutsche BAT, konnte aber gestern nicht ausschließen, daß sie solchen Tabak in ihren Marken einsetzt. ten