Der NDR auf Youngster-Jagd

Am 4. April 1994 wird der NDR seinen Jugendsender „N-Joy“ starten, um seinen privaten Vortänzern nachzueifern. Die Musik: Mainstream. Das Kriterium: Der Geschmack der Leute unter 20. „Viel Wert wird auf die Qualität des Wortes gelegt“, betont Projektleiter Torsten Engel. Die Quantität erinnert an die Konkurrenz: Durchschnittlich acht mal drei Minuten in 24 Stunden, allerdings „ausbaubar“, falls erforderlich. Nicht zu vergessen die Nachrichtentelegramme. Der „Chefmacher“ weiß sehr wohl, von wem er sich abgrenzen muß. Pflichtbewußt rechnet er vor: Die Privaten protzen mit einem Wortanteil von 25 Prozent, „aber die rechnen doch die Werbung mit“. Überhaupt: Werbung gibt's gar nicht bei „N-Joy“. Darf es auch nicht. Laut Staatsvertrag darf der NDR nur auf einem Sender werben, und das ist die Dudelwelle NDR2. Selbstgestecktes Ziel der Crew (im Foto: Musikchef Henry Gross im Cockpit) ist es, 25 Prozent ihrer Zielgruppe zu erreichen. Spannend bleibt die Frage, wieviel dabei von der Forderung des NDR-Intendanten Jobst Plog, ein öffentlich-rechtliches Jugendradio müsse "kritisch, intelligent und aufmüpfig“ (taz vom 22.5.92) sein, am Ende übrig bleibt.

map / Foto: Henning Scholz