„Ich bin doch kein Rambo!“

Wolfgang Dirksen, Leiter der Hafenrand GmbH, der die Hafenstraßenhäuser gehören, zu seinen Neubauplänen

taz: Herr Dirksen, wie weit sind Ihre Pläne, in der Baulücke an der Hafenstraße Sozialwohnungen zu bauen?

Wolfgang Dirksen: Ich hoffe, im Dezember mit dem Bau zu beginnen. Geplant sind 55 Wohnungen und ein Kindergarten. Im Erdgeschoß entsteht Gewerbefläche, weil dort wegen Überflutungsgefahr keine Wohnungen hindürfen.

Wie wollen Sie die Baugenehmigung bekommen, wo der Bebauungsplan noch nicht abgesegnet ist?

Das geht per Vorweggenehmigungsreife, was heißt, daß die Pläne in den wichtigen Details dem Bauplan entsprechen. Der nächste Schritt ist, eine Baugenehmigung zu bekommen, damit rechne ich Mitte Oktober. Mit der Baugenehmigung geht man dann zur Wohnungsbaukreditanstalt und stellt die Finanzierung sicher. Danach kann man eine vorzeitige Baufreigabe erhalten.

Wie hoch sind die Kosten?

Wir kalkulieren 12 Millionen Mark.

Was ist Ihr Baukonzept?

Wir haben kein explizites Gesamtkonzept. Es ist eine ganz normale Lückenbebauung. Die Mittel sind so knapp, da kann man nichts Besonderes machen.

Die Baugruppe Hafenstraße hat ein eigenes Bebauungskonzept vorgelegt, das sich an den Bedürfnissen der St. Paulianer orientiert. Dort sind neben Wohnungen Gemeinschaftsräume geplant: eine Stadtteilhalle, ein Badehaus, eine öffentliche Kantine.

Ist das in Zeiten des akuten Wohnungsnotstandes wirklich der richtige Schwerpunkt? Können wir uns das leisten? Ist öffentlicher Raum das drängendste Problem? Außerdem sieht der soziale Wohnungsbau keine Gemeinschaftsräume vor.

St. Pauli gilt als ein Stadtteil mit brennenden sozialen Problemen. Das Konzept der Baugruppe Hafenstraße zollt dem Tribut. Nehmen wir nur das öffentliche Badehaus: Viele Wohnungen im Stadtteil haben kein Bad, Obdachlose wohnen unter St. Paulis Brücken in Pappkartons.

Dierksen Foto: Marily Stroux

Wir haben den Bewohnern der Hafenstraße längst eine Sanierung ihrer Wohnungen angeboten, die wollen das ja nicht, wegen der steigenden Mietpreise. Außerdem: So viel Elend, wie Sie schildern, gibt es nicht, Elend ist immer relativ.

Was stört Sie so sehr an der Idee von Bürgerbeteiligung am Bau?

Sozialer Wohnungsbau läßt keine Basisöffentlichkeit zu. Die Vorschriften sind viel zu eng gesteckt: Ausstattung, Maße, Größe, die Mischung, der Kostenrahmen, alles ist vorgegeben. Da gibt's nicht viel mitzubestimmen.

Die Hamburger Senatorin für Stadtentwicklung, Traute Müller, spricht ständig von bürgernahem, bedürfnisorientiertem Wohnungsbau.

Dann soll Frau Müller mal ein Konzept entwickeln, wie so ein Mitbestimmungsmodell aussehen soll. Schon jetzt ist das Verfahren über die bezirklichen Ausschüsse langwierig genug.

Sie haben lange vergeblich für die Räumung der Häuser gekämpft. Sozialbau als Rache?

Ich bin doch kein Rambo! Natürlich ist mein Weltbild nach wie vor: Räumen und Neubauen. Doch das ist eine Entscheidung der Politiker. Ich führe nur aus. Dieses Grundstück liegt an exponierter Stelle. Es ist nicht einzusehen, warum dort keine Sozialwohnungen hin sollen.

Ist ein schmuckloser Sozialbau angemessen für einen solch exponierten Bauplatz?

Es geht nicht mehr in erster Linie um Schönheit, es geht um akute Wohnungsnot. Schönheit ist mit sozialem Wohnungsbau nicht zu finanzieren.